Rezension

Deep Sea Arcade
Outlands
Highlights: Outlands // Granite City // Lonely Girl // Ride
Genre: Indie-Pop // West-Coast-Pop // Garage
Sounds Like: The Shins // Beachwood Sparks // Big Star
VÖ: 12.10.2012

Das beliebteste Bier in Australien ist nicht Foster's, sondern XXXX Gold. Warum wir das Gegenteil annehmen? Aggressives Übersee-Marketing und der lange Schatten von Crocodile Dundee. Deep Sea Arcade sind eine ähnliche Mogelpackung, allerdings im umgekehrten Sinn. Anstatt sich durch die australische Identität Exotenbonus zu sichern, unternimmt das Quintett aus Sidney hier auf dem Debüt "Outlands" alles, um international mitmischen zu können und gibt dadurch die eigene Identität auf.
Das klingt nun erstmal schlimmer, als es beim Anhören des Albums wirklich ist: Deep Sea Arcade spielen überzeugenden West-Coast-Pop und klingen damit amerikanischer, als es die Shins auf „Port Of Morrow“ getan haben. Wahrscheinlich ist „Outlands“ sogar das Album, das man von letzteren erwartet hätte. Hier wird beschwingt geklatscht, dort erklingt eine reverbgetränkte Surfgitarre, während der Bass dumpf vor sich hinpluckert. Man mag es anfangs aufgrund der Schablonenhaftigkeit nicht zugeben, aber die Hits stimmen. Zwischen zurückgelehnt und aufmüpfig oszillierend, trifft hier praktisch jeder Schuss. Gleich die beiden Opener „Outlands“ und „See No Right“ sind Ohrwürmer, die zwar alle ein vorhersehbares Schema abklappern, deswegen allerdings nicht weniger effizient sind. Doch auch Kleinigkeiten wie die Bridge im sonst eher mäßigen „Steam“ oder die Temposteigerung am Ende von „The Devil Won't Take You“ verdeutlichen die Liebe zum Detail. „Don't Be Sorry“ dagegen ist das perfekte 60s-Plagiat, bei dem man in Vorfreude auf die „Happy Together“-Chöre fast vor Anspannung zerreißen möchte und sie dann doch ausbleiben.
Wie tief die Identitätskrise läuft, zeigt ein Blick auf den Waschzettel. Woher Oasis als Referenz herangezogen werden, erschließt sich selbst nach mehrmaligem Hören nicht. Man muss wohl davon ausgehen, dass der Verfasser entweder die Auflagen steigern möchte, "Outlands" nie angehört hat oder die Briten nicht kennt. Letzteres wäre ja irgendwie wünschenswert. Immerhin lassen sich tatsächlich DNA-Spuren der Stone Roses ausfindig machen, allerdings im völlig misslungenen Madchester-Abklatsch „Girls“.
Deep Sea Arcade sind eine solide, aber gesichtslose Band mit überraschend eingängigen Songs. Es ist schade, dass Bands in Zeiten globaler Verfügbarkeit nationale Identitäten aufgeben: Weder Waschzettel noch die Homepage enthalten überhaupt Infos zur Herkunft. Sicher, „Outlands“ ist ein international konkurrenzfähiges Produkt, allerdings hätte man sich doch mehr Mut zur Exotik erhofft. Aber wahrscheinlich verdeutlicht dies nur die Situation einer längst globalisierten Musikkultur. Wer dies akzeptiert, bekommt hier mindestens sieben Hits, die munter Regenwolken aus dem grausten Himmel fischen. Und charakterstärker als die Foster's-Plörre schmeckt dieses Gebräu allemal.
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