Rezension

Death Valley Girls

Glow In The Dark


Highlights: I'm A Man Too // Love Spell
Genre: Schrammelrock
Sounds Like: The Witnesses // Sleater-Kinney

VÖ: 10.06.2016

Es ist überraschend schwierig, interessante Dinge über die Death Valley Girls herauszufinden, die nicht dazu führen, dass man unwillkürlich die Augenbrauen zusammenzieht oder den Kopf schüttelt. Verwirrt fragt man sich, wie es sein kann, dass zwei der Bandmitglieder steif und fest behaupten, vor einiger Zeit auf offener Straße eine Mumie gesehen zu haben – ohne Bandagen, versteht sich, aber es war ganz sicher eine Mumie. Außerdem stehen mehrere Mitglieder ziemlich offen zu ihrem Alienfetisch. Ach ja, und bei der Eröffnung einer Mumienausstellung im Natural History Museum haben die Death Valley Girls auch gespielt, wobei sie natürlich ihr eigenes Medium mitgebracht haben. Man kann ja schließlich nie wissen. Also, warum in aller Welt sollte man bei so viel Durchgeknalltheit „Glow In The Dark“ anhören, geschweige denn ernstnehmen? Weil es schlicht und einfach gut ist.

Mit nur wenig Zeit zum Luftholen schrammeln sich die Death Valley Girls in knapp 32 Minuten durch 10 Songs. Es knarzt und scheppert an allen Ecken, mit dem Luxusproblem der „zu sauberen Produktion“ haben sie wahrlich nicht zu kämpfen, stattdessen regieren LoFi und DIY auf dem zweiten Album der Band. Manchmal erinnern Bonnie Bloomgarden und ihre Mitstreiter damit an die Riot-Grrrl-Szene, Lieder wie das sphärische „Pink Radiation“ wirken dann wieder eher, als wären sie dem Soundtrack zu einem vollkommen entrückten 70er-Jahre-Drogentrip entnommen. Als ruhigstes Stück mit satten fünf Minuten Länge teilt es das Album ganz klassisch in A- und B-Seite. Man horcht auf und wundert sich, wo all der Krach auf einmal hin ist. Und tatsächlich wird der Schrammelfaktor auf der zweiten Hälfte von „Glow In The Dark“ ganz klar nach unten geschraubt und damit steigt gleichzeitig die Hitdichte.

Die besten Songs finden sich alle gegen Ende der Platte, wenn auch das abschließende „Wait For You“ nicht mit „Horror Movie“ oder „I’m A Man Too“ mithalten kann, die sich auch gut im alternativen Radio machen würden. Diese Zweiteilung der Platte ist bedauerlich. Sicher, die ersten fünf Lieder sind auch nicht schlecht, aber es dauert ein wenig zu lange, bis die wirklich interessanten Songs kommen. Da könnten weniger geduldige Hörer schon mal abschalten. Es lohnt sich aber, die zusätzliche Viertelstunde zu investieren und so eine wirklich spannende Band kennenzulernen, die nur noch ein wenig an ihrer Chancenverwertung arbeiten muss.

Lisa Dücker

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"Glow In The Dark" bei Soundcloud
"Im A Man Too" bei Soundcloud

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