HipHop. Oh ja. Irgendwie ist es das, was Data MC auf "Data Invasion" präsentieren. Allerdings nicht die Schiene, die du da draußen aus Berlin erwarten dürftest - also nix mit Aggro oder solchem Schmutz. Aber auch nicht die US-Variante, nur in Berlin produziert. Nein, die Mischung aus Elektronischer Musik und HipHop passt am besten in die UK-Grime-Dancehall-Schublade. Im Vergleich zu ihren Geschwistern im Geiste von Jahcoozi drängt jedoch der Electro-Anteil den Dancehall in den Hintergrund.

Data MC sind Walera Goodman - Soundfrickler mit Punk-Hintergrund - San Gabriel (DJ) und MC Ono, der hoffentlich der versammelten Masse als Rapper der vollkommen zu unrecht - bis auf einen Hit - missachteten Walkin' Large noch ein Begriff sein sollte. Einen gewissen Ruhm hat sich dies Dreiergespann in den letzten Jahren als Live-Act erarbeitet und dabei so unterschiedliche Acts wie The Roots, Dizzee Rascal und Dälek supportet. Am Songwriting für ihr Debüt war u. a. auch Jahcoozi-Soundtüftler Robert "Robot" Koch ("Illegal Alien" und "Handsome") beteiligt. Mit Koch verbindet Data MC außer dem Label Hamton Recordings der Gemischtwarenladen von Einflüssen. Wo es bei Koch laut Myspace u. a. Radiohead, Slayer, John Coltrane, Wu Tang Clan und Mr. Oizo sind, führen Data Mc James Brown, Anti Pop Consortium, DJ Shadow, Mr.Oizo, Miles Davis, Deftones und Pantera an. Das ist ein Hintergrund, vor dem die Band es offenbar selbst nicht so ganz schafft, sich im Spektrum der Musik zu verorten.

Den Knaller des Albums bildet sicherlich der DJ Friction Remix von "Live Forever", einem Track, der im Original schon stark nach vorne geht und Hintern und Beine in Bewegung bringt, im Remix jedoch noch einmal electroclashiger voran stürmt. Aber auch der Rest dieses Albums muss sich hinter britischen, amerikanischen oder transnationalen Vorbildern nicht verstecken. Wobei Vorbilder für Tracks wie "Mad Ball", "Handsome" oder "What About It?" eine zu starke Formulierung ist. Die Tracks enthalten so viel eigene Ideen, so für Deutschen - wenn auch nicht deutschsprachigen - HipHop ungewohntes und verwegenes.mit diesem Album im Gepäck sollte dieses Jahr eigentlich kein Dancefloor und kein Club vor Data MC sicher sein. Allerdings hätte man das im Herbst 2005 auch im Nachklang des Jahcoozi-Debüts für diese denken können.

Schon der erste echte Track "Mad Ball" bounced von vorne bis hinten über eine futuristische Bassline, die zudem die Melodie trägt, auf die sich alles konzentriert. Ein überdimensionaler Flummi auf seinem Weg durch Berlin, New York oder Tokio klänge vermutlich ähnlich. Überhaupt springt und hüpft hier einiges. Ziel des Ganzen ist es eindeutig, dir das Gehirn zu vernebeln und dich auf den Tanzboden zu zerren, was in "Grab Your Partner" gleich zum Thema wird. Daneben spielt die angeführte Melodie - oder die Rolle von Bass und Beat als Träger derselben - eine nicht zu unterschätzende Rolle. Während sich der Beat auf der einen Seite tief in deine Extremitäten und Sexualorgane setzt, bohrt sich immer wieder ein kleines melodiöses Element ins Gehirn, das nicht zum Mitpfeifen reicht, aber doch hängen bleibt.

Ob es das langsam dahin kriechendes Dub-Monster "Bad Girl" oder ein Gorillaz-beeinflusster Track wie "Vanity" ist, dieses Album begeistert. Wo beim ersten Hören alles ein bisschen kühl und überambitioniert wirkt, wo die Qualität zwar hervorsticht, es aber doch nicht so fresh klingt, wie es erhofft wurde, zeigt sich schnell, der allererste kurze Eindruck täuschte, dieses Album ist heiß und roh, die Band weiß, wo sie uns anpacken muss, um zu überzeugen.

Da schafft es auch das etwas deplatziert wirkende - weil ruhigere - "So Many ..." nicht, den überaus positiven Eindruck zu mindern. Also Kaufempfehlung, oder besser -befehl. Na ja, zumindest Reinhörempfehlung.

Oliver Bothe

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