Rezension

Darkside

Psychic


Highlights: Golden Arrow // Paper Trails // Freak, Go Home
Genre: Psychedelic Electro
Sounds Like: Trentemøller // Nicolas Jaar // Pink Floyd

VÖ: 04.10.2013

Darkside nehmen sich für ihr ausuferndes Intro viereinhalb Minuten. Danach könnten genauso Pink Floyd übernehmen, es ertönen jedoch die unverwechselbare Rhythmik Nicolas Jaars und die funkige Gitarre Dave Harringtons, die wie Rauchschwaden an einem vorbeiziehen – irgendwie schwer zu fassen und doch den ganzen Raum einnehmend.

Als erste Überraschung klingt „Psychic“ wie die logische Fortsetzung der zwei Jahre alten Darkside-EP. Das ist nicht selbstverständlich angesichts der unvorhersehbaren musikalischen Wandelbarkeit Jaars oder auch beispielsweise der in diesem Frühjahr erschienenen Blitzveröffentlichung der bis in die Unkenntlichkeit verfremdeten Remix-Platte zu Daft Punks „Random Access Memories“. Man ist von Jaar spätestens seit dessen gefeiertem Debüt „Space Is Only Noise“ nichts anderes als musikalische Geniestreiche gewöhnt. Innerhalb kurzer Zeit stieg er so zur Referenzgröße und dem Wunderkind der elektronischen Szene auf. Kann „Psychic“ da mithalten?

Ja, es kann. Das Ergebnis ist homogen wie nie zuvor im jaarschen Klangkosmos und lebt aus seiner atmosphärischen Spannung. Der New Yorker mit chilenischen Wurzeln erwähnte vor kurzem, er habe lediglich „eine Rock’N’Roll-Platte“ aufnehmen wollen. Dabei handelt es sich natürlich um Understatement – dennoch fängt er konsequenterweise mit Harrington den Sound ein, der auch seine Live-Performances prägt. Der elaborierte Minimal-Electro bekommt so eine noch menschlichere, in diesem Fall psychedelische Note auferlegt.

Der oben angerissene Opener „Golden Arrow“ spannt einen Bogen und braucht jede Sekunde seines Intros, um sich danach Stück für Stück zu entfalten. Die Wendungen der einzelnen Stücke sorgen für Spannung. „Heart“ führt zunächst in staubtrockene Wüste, ehe es sich zu breitwandigem, psychedelischen Pop entwickelt. „Freak, Go Home“ wird im Mittelteil zur heimlichen Club-Nummer. Über allem oszilliert Jaars Stimme in entstellender Höhe – lediglich „Paper Trails“ schenkt er seinen markanten Bariton.

Zum Abschluss steht das von der ersten Sekunde an mit seiner vergleichsweisen Geradlinigkeit überzeugende „Metatron“. Die ganzen Stärken Darksides, die Unentschlossenheit zwischen Dancefloor und Rock-Attitüde, scheinen noch einmal zusammengefasst. "Psychic" erfährt so seinen letzten Schliff als Kandidat für die vorderen Plätze sämtlicher Jahresbestenlisten.

Jonatan Biskamp

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"Golden Arrow" im Stream
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