Rezension

Cymbals Eat Guitars

Lenses Alien


Highlights: Another Tanguska // Keep Me Waiting // Wavelengths
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Pavement // Modest Mouse // Archers of Loaf // Sonic Youth

VÖ: 14.10.2011

Wer angesichts der Trennung von Kim Gordon und Thurston Moore gerade schon den Tod des Indie-Rocks verkünden wollte, könnte mit der neuen Cymbals-Eat-Guitars-Platte vom Gegenteil überzeugt werden. Denn wie schon mit dem Debüt „Why There Are Mountains“ von 2009 ist der Band auch mit „Lenses Alien“ wieder ein starkes Album gelungen.

Produziert hat diesmal Indie-Veteran John Agnello, der unter anderem schon, richtig, mit Sonic Youth, Dinosaur Jr. sowie in der näheren Vergangenheit mit Kurt Vile und Male Bonding zusammengearbeitet hat. Eine passende Wahl, denn man hört Cymbals Eat Guitars ihre Liebe zum klassichen Indie der 80er und 90er deutlich an, ohne dass sie zu einfachen Kopisten vergangener Zeiten würden. Die einzelnen Einflüsse sind deutlich, aber die Art und Weise, wie Cymbals Eat Guitars sie mischen, klingt dann doch frisch: Soli à la J Mascis treffen auf kantige Post-Punk Riffs, Akustik-Gitarren und sanfte Keyboards auf vertrackte Song-Strukturen.

Laut Gitarrist, Sänger und maßgeblichem Songwriter Joseph D’Agostino hat die Band auf „Lenses Alien“ bewusst versucht, den Songs etwas konventionellere Strukturen zu geben als auf dem Vorgänger. Trotzdem, leicht verdaulich geht anders. Der achteinhalb Minuten lange Opener „Rifle Eyesight (Proper Name)“ kann da gleich mal als Statement gelten. Hier wird von melodischen Passagen über ausufernde, noisige Gitarren-Parts bis hin zu ruhigen und atmosphärischen Momenten ohne Umweg das gesamte Spektrum der Band vorweggenommen. Insofern ist die Entscheidung, den unzugänglichsten Song direkt an den Anfang zu setzen, durchaus nachvollziehbar. Und auch wenn das Stück beim ersten Hören wie ein ziemliches Durcheinander klingt, wächst es mit wiederholten Durchgängen.

Das gilt ebenso für den Rest des Albums, auch wenn einige der darauf folgenden neun Tracks deutlich fokussierter sind. Und genau in ihren direktesten Momenten, dann wenn dem Pop doch mal ein wenig Raum gegeben wird, trumpfen Cymbals Eat Guitars auf. „Another Tunguska“ (eine stark veränderte Version der „…And The Hazy Sea“ B-Seite) und „Wavelengths“ sind bezaubernder, melodischer Indie-Rock. Und so nah an einem „Hit“ wie mit der ersten Single „Keep Me Waiting“ war die Band zuvor wohl noch nie. Einen klassischen Chorus mit sich wiederholenden Textpassagen darf man aber nach wie vor nicht erwarten, das wäre Cymbals Eat Guitars dann wohl doch etwas zu einfach.

Leider gibt es dazwischen auch den ein oder anderen schwächeren Song, vor allem gegen Ende des Albums nimmt die Qualität etwas ab. Dessen ungeachtet ist „Alien Lenses“ eines der interessantesten Indie-Alben des Jahres. Nicht verpassen!

Christoph Diepes

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