Rezension

Cut Copy

Free Your Mind


Highlights: We Are Explorers // Meet Me In A House Of Love
Genre: Disco // House // Elektropop
Sounds Like: Hot Chip // Neon Indian // The Presets

VÖ: 01.11.2013

Pressetexte zu einer Platte zu lesen, ist immer wieder eine Erfahrung für sich und manchmal sogar ein Heidenspaß. Oftmals ist die Kunst des jeweiligen Verfassers, ein Werk als Maßstäbe setzendes Meisterwerk zu interpretieren, höchst unterhaltsam. Cut Copys "Free Your Mind" ist ein gutes Beispiel für diese spezielle Textkultur: Das Album vereine die beiden Summer-of-Love-Zeitalter – aber ohne die negativen Hintergründe (Vietnam-Krieg, zehn Jahre Thatcher) –, es würde eine Fantasie der nächsten Jugendrevolution kreieren, nicht mehr (viel mehr geht auch nicht) und nicht weniger verspricht der Text. Er verspricht also etwas, was schon ein richtig gutes Album kaum halten kann – schon gar nicht aber ein so maximal durchschnittliches Discoalbum wie das vierte der der Melbourner Danceszene entwachsenen Band.

"Free Your Mind" kann auf der gesamten Länge des Albums nicht überzeugen, die immer gleichen Ideen wären schon bei weniger Songs schnell langweilig. So muss man sich auf zehn vollwertigen Stücken mit den immer gleichen Bässen (siehe etwa "Footsteps") beschäftigen, die vier relativ überflüssigen Zwischenspiele führen die ohnehin schon uninspirierten musikalischen Themen auch noch weiter. Ein Song wie etwa "Dark Corners & Mountain Tops" plätschert ultimativ vor sich hin. Klar ist diese Gefahr ein Problem von Housemusik allgemein, die von sich aus dazu neigt, weniger Nuancen und Wendungen zu haben als manche andere Musikrichtungen. Dieses Album wurde von Sänger Dan Whitford auf eine völlig neue Art geschrieben, und zwar ein Song pro Tag über vier Monate hinweg. In dem Fall offenbar nicht gerade die inspirierendste Art, eine Platte zu machen. Schon schade, gerade nach dem letzten Album "Zonoscope" war dieses mit Spannung zu erwarten. Dort bewies die Band, dass sie gute, spannende Dancemusik machen kann, und wollte damit noch nichtmals gleich die Welt verändern.

"Free Your Mind" ist meistens tanzbar, erfüllt somit seinen Hauptzweck als Dancemusik soweit. Aber tanzen kann man zu anderer Musik aus dem Genre weit besser, und die Platte sollte, um das zu kaschieren, dann bitte auch nicht mehr sein wollen, als sie ist. Wenn die nächste große Revolution in einer gelangweilten Disco voller "Yeah"s und leichten Texten stattfindet, sei diese Kritik als gegenstandslos betrachtet. Doch bevor das passiert, bekommt Edward Snowden in Washington einen goldenen Thron. Andersherum betrachtet ist diese maßlose Beschreibung auch ein Spiegel für Teile unserer Generation, in der oft mehr getanzt und gefeiert als nachgedacht werden will. "Free Your Mind" eben, was soll der ganze Stress, lasst uns doch einfach tanzen. Wie mans nimmt – das hier ist ein einfallsloses und uninteressantes Album geworden. Schade.

Daniel Waldhuber

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