Rezension
Crash Of Rhinos
Knots
Highlights: Luck Has A Name // Impasses // Standards & Practice // Speeds Of Ocean Greyhounds
Genre: Emo // Emocore // Indie
Sounds Like: The Promise Ring // Hot Water Music // Braid // Fugazi
VÖ: 27.08.2013
Liebe Endzwanziger bis Mittdreißiger. Wir waren dabei, als Emo in den 90ern seinen Siegeszug feierte. Endlich konnten wir Jungs mal ungeniert die gefühlvolle Seite zeigen – ohne auf Gitarren verzichten zu müssen. Wir waren auch dabei, als das Genre einige Jahre später einen etwas härteren Anstrich bekam. Das war kein Problem. Glassjaw und At The Drive-In hießen unsere Helden. Aber es ging uns gegen den Strich, als Emo plötzlich zur Modeerscheinung verkam und Bands wie Fall Out Boy oder My Chemical Romance schließlich die letzten Sargnägel einschlugen, die bis heute nur ab und an ein wenig gelockert werden. Doch damit ist jetzt Schluss. Ausgerechnet eine englische Band mit komischem Namen ist die Rettung. Versprochen.
Crash Of Rhinos verkörpern alles, was man jemals an Emo oder Emocore lieben und schätzen gelernt hat. Das konnte man bei ihrem Debüt „Distal“ vor ein paar Jahren bereits erahnen und das wird auf „Knots“ nun überdeutlich. Nach zwanzig Sekunden „Luck Has A Name“ weiß man schon Bescheid und verdrückt das erste Freudentränchen. Da sind sie endlich wieder: melodiöse Gitarren, kraftvolle Drums und eine Stimme, die man irgendwie eine Ewigkeit nicht mehr gehört zu haben glaubt.
Zehn Tracks später folgt dann die Gewissheit: Längst Totgeglaubtes ist wieder da. Die Brachialität von Hot Water Music, die Melodiesicherheit von The Promise Ring, die subtile Komplexität von Sunny Day Real Estate. Crash Of Rhinos erreichen dies allerdings nicht durch schamloses Zitieren, sondern durch einen eigenen Sound, in dem ab und zu kurz alte Weggefährten vor dem inneren Ohr auftauchen, diese dann aber wieder gleich den fünf Jungs aus Derby das Feld überlassen. Der Effekt kommt hauptsächlich dadurch zustande, dass alle fünf Bandmitglieder sich nahezu gleichwertig die Vocals teilen und so nicht selten der Eindruck unterschiedlicher Bands entsteht. Jeder bringt dabei eine ganz eigene Stimmfarbe ein und doch haben alle eins gemein: sie singen mit verdammt viel Herzblut.
Und als wäre das alles noch nicht genug des Guten, so belassen es Crash Of Rhinos nicht beim bloßen Genre-Ausloten. Der Blick wandert mehr als nur ein paar Mal über die Grenzen hinaus. Viele Songs atmen Math, in „Standards & Practice“ wagt man einen kurzen Postrock-Ausflug, „Impasses“ hätten auch ...Trail Of Dead nicht besser hinbekommen. Es passiert so unglaublich viel auf „Knots“, dass man es gar nicht ansatzweise in einen Text verpacken kann. Die junge Gitarrengeneration wird dies lieben und die „alte“ ja sowieso. Schließlich haben Crash Of Rhinos hiermit mal eben deren Musikwelt gerettet.
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