Rezension

Cocosuma

We'll Drive Home Backwards


Highlights: Charlotte´s On Fire // Twilight Zone // Lady In Waiting // Oh Ruby Sun
Genre: Feinfühliger Pop // Indie
Sounds Like: Metric // Land Of Talk // Lykke Li // Air

VÖ: 17.10.2008

Spieluhrmusik auf Musikalben ist ja nichts Neues, und „You Are My Sunshine“ haben neben Johnny Cash, Ray Charles, oder auch Therapy? wahrscheinlich schon hunderte andere Künstler ebenfalls gecovert. Aber beides miteinander zu verbinden und es mit dem guten Wissen, „Ja, das haben schon hunderte andere gecovert, und ja, das ist nicht neu, aber es hört sich schön an, also machen wir es!“ so entzückend als kurzen Einspieler an den Anfang des Albums zu stellen, das macht es bei Cocosuma besonders. Und zwar besonders schön.

Schnell ist die Spieluhr zu Ende gelaufen und es geht gleich weiter zum ersten Song - ganz und gar nicht mehr zerbrechlich wirkend und mit wummernder Bassgitarre. Der Gesang lässt lange auf sich warten, trifft einen dann aber umso intensiver mit seiner anmutigen Melancholie.

Cocosuma veröffentlichten schon 2001 ihr erstes Album, allerdings unter nicht besonders großer Beachtung. Nach kurzer Zeit verließ Gründungsmitglied und Sängerin Jen den Rest der Band um Michelle und Chab, die sich darauf hin eine neue Frau an ihrer Seite suchten. Kacey blieb für ganze zwei Alben an Bord, verließ die beiden aber mitsamt ihrer souligen Vorliebe ebenfalls. 2007 fand nun Amanda einen Platz als Sängerin in der Band. Die Londonerin brachte auch ihren Hang zu psychedelischem Pop mit zu Cocosuma, und so entstand „We´ll Drive Home Backwards“, dessen Titel aus einem Zitat des Film-Klassikers „Ferris Bueller´s Day Off“ stammt.

Der Song „Twilight Zone“ erinnert anfangs erschreckend an ein Green-Day-Gitarrenriff, zu dem sich dann jedoch grazile Elektronik und federleichter Gesang gesellen, und es so zu einem 1a Song heranwachsen lassen. In „Rec 74“ paart sich entzückendes Geklimper mit eingeworfenen Melodica-Tönen. Dazu kommt Amandas bittersüßer Gesang, der sich, wie so oft bei Cocosuma-Songs, aus wunderschönen, unschuldigen Melodien und kritischen und melancholischen Texten zusammen setzt. „Suffragettes“ klingt so wunderbar fröhlich, dass man sich einbilden könnte, mit einem Cabrio bei herrlichstem Wetter durch südfranzösische Landschaften zu fahren und laut mitsingende und mitklatschende Menschen dabei hat. „My My My“ hingegen ist wieder sehr still und fragil. „Lady In Waiting“ überrascht mit zusätzlichem männlichen Gesang, der so schön und zart zu Amandas Stimme passt, dass man ihn gerne häufiger zu hören bekommen würde. Zu hören ist er dann allerdings nur noch hintergrundweise in „mmhh mmhh mmhh“- oder leisen Mitsing-Parts.

Aber man kann immer irgendetwas finden, das man auszusetzen hat oder sich dazu wünschen kann - sollte man aber in dem Fall von Cocosuma nicht. Mit „We´ll Drive Home Backwards“ liefern sie uns nämlich ein gar wunderbares Stück Musik. Warum hat man sie nicht schon früher entdeckt?! Egal, nun sind sie ja auf der Bildfläche erschienen und man kann alles mit einem Mal „nachhören“. Schön wird´s!

Marlena Julia Dorniak

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