Clueso hatte sich rar gemacht in den vergangenen Jahren. Der Trubel war dem Erfurter Musiker, der mit bürgerlichem Namen Thomas Hübner heißt, zu viel geworden. Zudem wähnte sich der 34-Jährige nach mehr als einem Jahrzehnt im Geschäft in einer künstlerischen Sackgasse. Er zog sich zurück, begnügte sich damit, Songs für seinen Großvater zu schreiben, und ließ den Erfolgsdruck Erfolgsdruck sein.

Aber natürlich hatte Clueso nie vorgehabt, der Musik ade zu sagen, dafür hatte er zu viel aufgebaut in Erfurt, seiner auch musikalischen Heimat. Es brauchte nur einen Impuls. Für Clueso war der Impuls der Song „Stadtrandlichter“, der in gemeinsamer Runde mit seiner ansonsten über ganz Deutschland verstreuten Band ziemlich schnell geschrieben war. „Stadtrandlichter, du atmest auf. Alles wirkt so vertraut“, heißt es da. Es scheint, als wenn sich Clueso mit der langsamen, erzählenden Nummer auf seine eigenen Wurzeln besinnen konnte. Er war bereit zu Neuem.

Das Neue war weniger die Musik, sondern vielmehr der kreative Prozess dorthin. Clueso beschloss, die Produktion für das folgende Album selbst zu übernehmen. Zudem gründete er ein eigenes Label. „Alles auf Anfang“ könnte die Devise der Platte auch inhaltlich lauten. Der Singer-Songwriter verarbeitete vor allem die letzten Jahre, die Phase des Umbruchs. Zwischen zweifelnden Zeilen – „Ständig kommt irgendwer an… Hier und da schaff ich, ein Lächeln zu befreien.“ („Wach auf“) – und optimistischen – „Liebe gibt es überall.“ („Freidrehen“) – sucht „Stadtrandlichter“ seine Mitte.

Es sind einmal mehr die persönlichen Gedanken und Perspektiven, die Cluesos Texte kennzeichnen („Alles dreht sich, ich lieg' benommen im Bett.“ – „Ich falle noch“). Dafür lieben ihn seine Fans. Gesellschaftliche Themen hingegen meidet er nach eigener Aussage. Das ist schade, denn schöne Bilder würde er sicherlich finden: „Der Segen... erst hängt er schief, dann kippt er um“ („Pack meine Sachen“). Handwerklich ist „Stadtrandlichter“ gut gemacht und vor dem Hintergrund der vielen Veränderungen in Cluesos Leben eine starke Leistung. Musikalische Innovationen hingegen bleiben aus. Vor allem der Single „Freidrehen“ fehlt es an Biss.

Mischa Karth

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