Rezension

Circlesquare
Songs About Dancing And Drugs
Highlights: Bombs Away, Away // All Live But The Ending
Genre: Electropop
Sounds Like: Raz Ohara // Talking Heads // Leonard Cohen // Gonzales // Jamie Lidell // Luomo // Whitest Boy Alive
VÖ: 23.01.2009

Jeremy Shaw. Ein (weiterer) Kanadier in Berlin. Auf seinem zweiten Album präsentiert der Kopf von Circlesquare elektronische Pop-„Songs About Dancing and Drugs“.
Der Albumtitel mag Bilder von aufgeputschtem ekstatischem Tanz-Exzess hervorrufen, doch die vornehmliche Stimmung der acht Stücke ist eher eine des coolen Beobachtens - was unangenehm aufstoßen könnte - oder des erschöpften Rekapitulierens. Auf letztere Weise betrachtet, schafft Shaw tatsächlich den großen Wurf, den ihm nicht nur die eigene Plattenfirma andichtet. Allerdings sagt Shaw selbst, er beneide jeden, der drei Tage feiern könne, „aber meine Chemie ist anders“.
Circlesquare stellt dabei Shaws Gesang ins Zentrum der Musik, und vordergründig dominieren diese lasziven, coolen, über den Dingen stehenden, gefühlskalten Vocals das Album. Auf den zweiten Blick jedoch, bildet Shaws monoton arroganter New-Wave-Gesang kaum mehr als ein instrumentales Mittel in der Produktion dieser latent poppigen Electro-Nummern. Songs, die ihre Spannung nicht zuletzt eben aus dem Gegensatz zwischen potentiell abweisenden Vocals und sperrigen Techno- oder aber auch Postpunk-angehauchten Passagen sowie dem Pop-Appeal und den sich unauffällig durch die Songs schlängelnden Melodien ziehen. Die Songs zielen dabei nie auf die Tanzfläche, es widerspräche ihrem Grundcharakter, doch eröffnen sie immer wieder Räume, die genau dorthin weisen. Diese Öffnungen wie auch den Pop der Melodien verkörpert insbesondere „Bombs Away, Away“. Es finden sich fast hymnische Melodie-Fragmente und zur Mitte des Songs pumpt der Bass annähernd offensiv, verleitet zu kurzen Tanzansätzen … doch im nächsten Moment wird alles reduziert, bricht zusammen.
Diese „Songs About Dancing and Drugs“ leben zwischen der Verheißung des großen Pop-Ausbruches und elektronischer Klangtiefe. Zwischen New New Wave, Dub, Techno, Blues und Rock, wie die Plattenfirma es beschreibt, offenbaren die Songs eine nie eindimensionale, immer vielschichtige klangliche Kraft. Sei es dandyhaft unterkühlte Arroganz oder die melancholische Erschöpfung nach der Party-Ekstase, die aus diesen reduzierten, auf das nötigste heruntergebrochenen Electro-Pop-Fragmenten spricht, „Songs About Dancing and Drugs“ ist ein Geheim-Tipp zu Beginn dieses Jahres, ein Tipp des „weniger ist mehr“.
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