Rezension

Christopher Owens

A New Testament


Highlights: keine
Genre: Kitsch-Pop
Sounds Like: Girls // Udo Jürgens

VÖ: 26.09.2014

Also jetzt mal ganz ehrlich und direkt heraus: Schon das letzte Christopher-Owens-Album „Lysandre“ war über große Strecken hinweg ziemlich großer Mist. Butterweiches Gedudel, das nicht mehr viel mit den beiden großartigen Platten, für die er als Mastermind von Girls große Verantwortung trug, zu tun hatte. Es ist gerade einmal zwei Jahre her, dass nicht wenige munkelten, dies sei einer der begnadetsten Songwriter unserer Zeit. Dementsprechend erregt also die Erwartung an „A New Testament“, das zweite Album nach der Auflösung der Girls 2012: Wird Owens sich wieder fangen, ist er noch tiefer ins Schmalztöpfchen gerutscht?

Die Antwort muss leider vernichtend ausfallen. „A New Testament“ ist ein ganzer Eimer voller Schmalz. Schon der erste Hördurchgang fällt schwer, denn Schmalz ist offen gestanden ziemlich ekelig. Schafft man es, sich hindurchzuwühlen, wird man belohnt durch unendlichen Kitsch, schwülstig bis zur Unausstehbarkeit aufgeblasene, seichte Popsongs. Glaubt man, es ginge nicht mehr schlimmer, setzt Owens im Gospel-Stil zu einem „One More Time“ an, und der Refrain wird einfach nochmal wiederholt. Was man auf „A New Testament“ dagegen nicht findet, sind interessante Harmonien, Kanten, Punkte, an denen man sich reiben könnte, die irgendwie interessant wären. Einfach alles, absolut alles an diesem Album ist viel zu süß, viel zu glatt, viel zu erwartbar. Das fängt schon beim Coverfoto an, das mehr nach Sitcom (inklusive künstlicher Lacher) aussieht als nach Musik. Klar – das mag alles Kalkül und inszeniert sein, aber das macht es keinen Deut besser.

Zu allem Überfluss nennt Owens die Platte dann auch noch „A New Testament“ und bezeichnet sie als Ode an die Kraft der Musik. Was auch immer Owens zu Kopfe gestiegen ist, hoffentlich bleiben andere begnadete Songwriting-Talente davon verschont. Glücklicherweise kann man davon ausgehen, denn Musik kann so einiges mehr, als dieses vermeintliche Testament an sie verspricht.

Daniel Waldhuber

Hören


Video zu "Nothing More Than Everything To Me"
"It Comes Back To You" anhören

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!