Rezension
Chilly Gonzales
Solo Piano III
Highlights: Pretenderness // Chico // Nimbus // Kopfkino
Genre: (Neo-)Klassik
Sounds Like: Nils Frahm // Peter Broderick // Ólafur Arnalds
VÖ: 07.09.2018
Chilly Gonzales: Entertainer, Rapper, Songwriter, Produzent, Musiklehrer, Radiosprecher, Rekordhalter für das längste Solokonzert (27 Stunden), Bademantel-Liebhaber, Spitzentyp, Legende. Und vor allen Dingen ein begnadeter Pianist. Keine seiner Veröffentlichungen macht dies so deutlich wie die „Solo Piano“-Reihe. Sie liefert nämlich genau das, was sie verspricht. Chilly allein am Piano. Und das genügt schon, um jeden klassikaffinen Hörer in helle Begeisterung zu versetzen.
Nicht, weil Chilly Gonzales etwa technisch Außergewöhnliches liefert (obwohl er dies zweifellos im Repertoire hätte). Und auch nicht, weil die Kompositionen bemerkenswert komplex sind. Nein, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Gonzales schafft es in 2- bis 3-minütigen Stücken scheinbar mühelos, unfassbar schöne Melodien einfach so aus dem Bademantel-Ärmel zu schütteln. Chilly selbst nimmt diese Gabe amüsiert zur Kenntnis. So erzählt er im extrem unterhaltsamen „The Secrets Of Solo Piano III“ (Bonus auf der Doppel-Vinyl), wie er ein Stück quasi einfach so direkt aufgenommen hat. Ohne Noten, ohne Vor- oder Nachbereitung. Keine Frage, dieser Mann ist ein Genie.
Chilly Gonzales wäre aber ein Nichts, wenn er nicht (musikalische) Einflüsse aufsaugen würde wie ein Schwamm. Sie sind seine kreative Antriebsfeder und das weiß er auch selbst. Deshalb hat er auf „Solo Piano III“ auch brav jeden einzelnen Song einer bestimmten Person gewidmet, die ihn inspiriert hat. Die Liste ist so divers wie nur möglich: Fanny Mendelssohn, Beach House, Migos, Thomas Banghalter (Daft Punk), Hildegard Von Bingen (!)...
Dank dieser Personen haben wir nun also zum dritten Mal das Vergnügen, Chilly Gonzales ganz intim am Piano zu erleben. Und auch in der dritten Auflage verzaubert Chilly erneut auf seine ganz eigene Art und Weise. Mal mit ruhigen Tönen („Pretenderness“), mal furios („Blizzard In B Flat Minor“), mal einfach nur wunderschön in seiner Gesamtheit („Kopfkino“). Die Platte ist als Abschluss einer Trilogie gedacht. Doch keine Angst, die „Solo Piano“-Reihe wird fortgesetzt werden. Mit anderen Einflüssen und zu einem anderen Zeitpunkt. Hauptsache, der Mann hinter dem Piano bleibt der gleiche.
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