Rezension
Caspian
Waking Season
Highlights: Procellous // Gone In Bloom And Bough // Hickory'54 // Long The Desert Mile
Genre: Postrock
Sounds Like: God Is An Astronaut // This Will Destroy You // Oceansize // pg.lost
VÖ: 21.09.2012
Langsamer Aufbau, dann ein sich stetig steigernder Sound, bis dann am Ende mit mindestens drei Gitarrenwänden alles weggeblasen wird. Soweit die Standard-Rezeptur eines erfolgreichen Postrock-Songs. Schmeckt mittlerweile schon etwas altbacken, funktioniert aber nach wie vor immer noch sehr gut. Und warum auch nicht? Kaum ein anderes Genre vermag es auf ähnliche Weise, einen Emotionsausbruch so epochal in (musikalische) Szene zu setzen. Auch Caspian haben auf ihren ersten beiden Alben nur wenig anderes ausprobiert, was auch ein Mitgrund dafür war, dass sie nie so ganz zur Speerspitze der Postrock-Bewegung vordringen konnten. Eine Band unter vielen eben. „Waking Season“ könnte dem Schattendasein allerdings nun ein Ende setzen.
Denn wer Mut zeigt, wird am Ende meistens belohnt. Und Caspian haben Mut, versuchen im Laufe des neuen Albums einiges und sind dabei auch noch überaus erfolgreich. Mit Vocal-Samples, Drum-Computer, Glockenspiel und allerhand elektronischen Hilfsmitteln findet sich eine ganze Armada neuer Spielzeuge im Baukasten der Band aus Boston. Dazu versucht man neuerdings auch den Songs mehr Luft zu geben, indem man die einzelnen Instrumente klarer voneinander abgrenzt und nicht mehr alles dauerhaft parallel in einer Wall of Sound laufen lässt. Dabei kommen dann mitunter solche Perlen wie die Sigur-Rós-Verbeugung „Hickory ’54“ oder das sagenhaft sphärische „Long The Desert Mile“ raus. Beide Songs übrigens dennoch mit dem obligatorischen „Höhepunkt“ im Schlussteil, ebenso wie das zehnminütige Glanzstück „Gone In Bloom And Bough“, das sich in seiner Brillanz sogar gleich zwei Ausbrüche erlauben kann. Die besten alten Zöpfe schlägt man halt eben doch nicht ab. Und trotzdem haben Caspian auch mal die Traute, im Titelsong den Klimax zu verweigern oder in kurz gehaltenen Songs („Akiko“, „High Lonesome“, „Collider In Blue“) den Ball schön flach zu halten.
All dies führt dann schlussendlich dazu, dass Caspian kein beliebiges, sondern ein durch und durch atmosphärisch wunderbares Postrock-Album gelungen ist, das darüber hinaus auch noch ähnlich abwechslungsreich daherkommt, wie die letzte Mogwai-Veröffentlichung „Hardcore Will Never Die, But You Will“. Wer immer noch behauptet, Postrock sei Anno 2012 nur noch ein Schatten seiner selbst und in seinem engen Sound-Korsett schon lange erstickt, sollte sich mal wieder ordentlich die Gehörgänge durchpusten lassen. Am besten hiermit.
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