Rezension
Cartridge
Fractures
Highlights: The Woods // The Reverend And The Scientist // Chimneys Stood Like Monuments
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: We Are Scientists // Bloc Party // Beach Boys // Hard-Fi
VÖ: 11.04.2008
An sich zeugt es ja nicht gerade von Originalität und Kreativität, aus fremden Artikeln zu klauen, doch lässt sich Cartridges erstes Album "Enfant Terrible" kaum besser beschreiben als vor knapp zwei Jahren in der Musikzeitschrift mit dem großen "V": Bloc Party in gut drauf, aber nicht nur. Jeglicher nicht-wertender Vergleich mit Bloc Party zeugt natürlich einerseits von einer gewissen Qualität, die das Debüt der Dänen auch zweifelsohne hatte, andererseits aber steckt er Cartridge dadurch aber auch in jene Schublade der NME's-New-Favourite-Band-Bands, die anno 2005/2006 debütierten und nun, anno 2007/2008 eine nicht zu unterschätzende Aufgabe haben: Ein feines Debüt mit einem ebenso feinen Nachfolger zu krönen.
Zwei Möglichkeiten, dieses Vorhaben anzugehen, schienen sich nun innerhalb des letzten Jahres herauszubilden. Zum einen jene, die Stärken des Debütalbums einfach weiter auszubauen, wie die Kaiser Chiefs noch größere Stadionhits zu schreiben oder wie Maximo Park weiterhin den Punk im Britpop zu verstecken. Die andere Methode: Die komplette Kehrtwende und Ignoranz dessen, was dem Vorgänger einst Ruhm und Ehre eingebracht hat; ein besonders beliebter Grund für die Wahl dieser Methode mag die Intention zu sein, "zu zeigen, dass man als Band mehrere Gesichter hat", "sich weiter entwickelt", "erwachsen wird" und ähnliche Späße. Dass solch noble Versuche jedoch gerne in die Hose gehen, bewiesen uns letzten Herbst beispielsweise Hard-Fi, die seit "Once Upon A Time In The West" zu Recht kein Schwein mehr zu interessieren scheinen.
Vorab konnte nun durchaus vermutet werden, dass sich Cartridge auf dem Weg zu ihrem Zweitwerk "Fractures" für die zwar ausgelatschte und wenig originelle, dafür sicherlich ins Herz des Indiepopfreundes führende Route #1 entschieden hätten: "The Woods" war und ist eine Single, die nicht nur zu den bisher betanzwürdigsten Liedern des Jahres gehört, sondern aufgrund seiner lässigen Hawaii-Percussion auch Dänemarks größste Chance sein könnte, jemals einen absoluten Indie-Sommerhit zu liefern. Auf Albumlänge scheinen sich Cartridge auf Route #1 aber zumindest verfahren zu haben. Zwar kriegt auch "Chimneys Stood Like Monuments" mit ähnlichen Methoden wie "The Woods" gegen Ende die Kurve zur Hula-Hymne und das bassige "The Reverend And The Scientist" zerrt ebenfalls auf die Tanzfläche - doch wo "Enfant Terrible" noch ein einziger Strauß bunter Indie-Luftballons war, wirken manche dieser Ballons auf "Fractures" leider irgendwie deflatiert. So wird in "1925" anscheinend missverstanden, dass ein möglichst eingängiger Song nicht automatisch dadurch geschaffen wird, dass möglichst lange "Whoooohooohooo" geträllert wird und einem doch eher belanglosen Popsong wie "Restless Ship" kann man unglücklicherweise anhören, dass er in der tiefsten dänischen Provinz geschrieben wurde.
Dass mit "Fatal Twist Of Fate" und "The Wagon" ein schnuckeliges Indiepopschätzchen gefolgt von einer relativen Schnarchnummer das Album abschließen, verstärkt den ambivalenten Eindruck, den "Fractures" mit seiner Mischung aus Hits und Füllmaterial hinterlässt, noch weiter. Wie ja jeder weiß, gibt es viele Wege, die ins sprichwörtliche Rom führen, beziehungsweise, im Fall von Cartridge, auf dem Weg zum Nachfolger eines hervorragendes Debüts beschritten werden können. Es spricht für die Dänen, dass sie, im Gegensatz zu manch anderer Band, zumindest nur teilweise durch die Kanalisation marschiert sind.
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