Rezension

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Teens Of Denial


Highlights: Destroyed By Hippie Powers // Drunk Drivers / Killer Whales // The Ballad Of The Costa Concordia
Genre: Lo-Fi // Indie-Rock
Sounds Like: Guided By Voices // Pavement // Alex G

VÖ: 20.05.2016

Das Debütalbum „Teens Of Style“ auf Matador, an sich nur eine neueingespielte Best-Of aus elf vorherigen Homerecording-Aufnahmen, war ein Überraschungserfolg, der die tief im Indie-Rock der Neunziger verwurzelte Musik des 23-jährigen Will Toledo einem größeren Publikum zugänglich machte. Die Kritiker überschlugen sich aufgrund des vorwärtsdenkenden und überraschungsgeladenen Songwritings vor Lob, lasen eine rosige Zukunft im Kaffeesatz und ernannten die junge Band wegen ihrer kruden Schlafzimmeraufnahmen zum Thronfolger von Guided By Voices und Pavement. Nun ist der Nachfolger erschienen und dieser heißt ganz patzig „Teens Of Denial“.

Verweigert sich Will Toledo also nun jeglicher Erwartungshaltung? Glücklicherweise nicht. „Teens Of Denial“ ist kein Rückzug in krude Keller, sondern ein selbstbewusstes Album, welches sich souverän dem Druck stellt und sämtliche Erwartungen überflügelt. Der gewählte Titel ist dabei eher Resultat eines trockenen, zynischen Humors und kritischen Blicks auf die eigene Generation als ernst gemeintes Statement. So nölt Toledo „Last Friday I took acid and mushrooms / I did not transcend, I felt like a walking piece of shit / In a stupid looking jacket“ und prangert den grenzenlosen Hedonismus einer desorientierten Jugend als verfehlte Heilserfahrung an. Mehr noch als der Vorgänger wandert „Teens Of Denial“ einen schmalen Grat zwischen jugendlichem Überschwang und weltabgewandter Müdigkeit.

Musikalisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht viel geändert, das Songwriting ist allerdings um einiges ausgefeilter geworden. Immer noch schafft es Toledo, Ideen für eigentlich drei Songs in einen einzigen zu verquirlen, ohne dabei allzu bemüht zu klingen. Doch während auf dem Vorgänger regelmäßig einige Passagen eher stilistische Fingerübung als notwendiger Bestandteil waren, besitzt nun jede Windung seine Daseinsberechtigung. Der Opener „Fill in the Blank“ ist sehr direkt und begleitet den Zuhörer erst mal rücksichtsvoll in das siebzigminütige Ungetüm „Teens Of Denial“. Offensichtliche Hits wie „Drunk Drivers/Killer Whales“, bei denen die strukturelle Gebrochenheit bereits im Titel verdeutlicht wird, schaukeln sich über unzählige Serpentinen zu einer regelrechten Hymne mit eingängigem Refrain hoch. Andere Lieder wie das fast zwölfminütige „The Ballad Of The Costa Concordia“ alternieren zwischen sanft und aufbrausend, stolpern und ziehen dann im letzten Moment doch wieder das Tempo an. Natürlich bewegt sich alles in einem klassischen Indie-Rock-Rahmen, nichtsdestotrotz schafft es Toledo, die etablierten Elemente einer seit Ewigkeiten abgegrasten Musik zumindest neu zu verknoten. 

Sicher, siebzig Minuten Musik sind dann doch irgendwann zu viel, da man sich selbst an Toledos Ideen sattgehört hat. „Teens Of Denial“ kann man höchstens vorwerfen, dass es manchmal etwas zu bemüht streberhaft ist. Das sollte allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um den Vertreter einer oft als antriebslos und opportunistisch verschrienen Generation handelt, nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.

Yves Weber

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