Rezension

Brendan Benson

My Old, Familiar Friend


Highlights: A Whole Lot Better // Eyes On The Horizon // Don't Wanna Talk About It // Misery
Genre: Singer/Songwriter // Pop
Sounds Like: Raconteurs // Ben Kweller

VÖ: 04.09.2009

Über das neue Brendan-Benson-Album zu schreiben, ohne vorher das Thema Raconteurs kurz anzuschneiden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Vor der Zusammenarbeit hatten viele Jack Whites bessere Bandhälfte so gut wie gar nicht wahrgenommen. Fragte man seine Freunde, was sie von Brendan Benson hielten, kam da fast nur die Frage „Brendan, wer?“ zurück. Dass er schon vor den Raconteurs ein toller Geschichtenerzähler war und dort sicher nicht die zweite Geige spielt, sondern gleichberechtigter Partner ist, kann er nun wieder in Eigenverantwortung beweisen, und diesmal hört vielleicht auch jemand hin.

Liebe hier, Liebe da, Liebe überall. Ein Benson-Album ohne Romantik ist gar nicht möglich, daher dreht sich auch auf „My Old, Familiar Friend“ vieles um die großen und kleinen Themen, die unser Herz höher schlagen lassen oder die uns über den Liebeskummer hinweg helfen können. Dabei schafft Brendan es auf eine schon erschütternd einfache Art, große Weisheiten in schlichte Worte zu verpacken. Mal ganz abgesehen von dem Vorteil, dass auch ein deutscher Sechstklässler die Texte (zumindest sprachlich) verstehen kann, hat diese Form des Songwritings, die keine vorgeschobene Intellektualität nötig hat, etwas Seltenes. Man hat das Gefühl, einem vertrauten Freund zuzuhören, der dir seine Erfahrungen der letzten Zeit und seine Schlüsse daraus anvertraut. Der Albumtitel könnte also kaum passender sein.

Während die Texte also ziemlich nah am alten Brandan sind, hat sich musikalisch einiges getan. Gerade im Vergleich zu den Raconteurs-Alben, die ein gutes Maß an Hektik und kreativem Chaos in sich tragen können, ist „My Old, Familiar Friend“ deutlich entspannter. Die Produktion von Gil Norton (Pixies, Maximo Park, Foo Fighers) ist viel klarer und strukturierter und dadurch weniger „Indielike“ als zum Beispiel „The Alternative To Love“. Der Schuss geht ein bisschen nach hinten los, an vielen Stellen fehlen ein paar Ecken und Kanten. Kein Song gleicht dem anderen, bisher war noch kein Benson-Album so abwechslungsreich. Dafür fehlt oft die Tiefe, die große Emotion, das Besondere, etwas, das richtig berührt. Brandan experimentiert mit ein paar schönen, poppigen Seventies-Einflüssen, mit „Garbage Day“ kommt sogar eine Prise Motown ins Spiel. Genau solche oder ähnliche kleine Spielereien muss man suchen als Künstler, um sich weiter zu entwickeln und nicht im alten Trott zu verharren. Auch gerade dann, wenn mal nicht alles klappt und nicht alles perfekt ist.

Marcel Eike

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