Rezension

Boy Omega

Hope On The Horizon


Highlights: A Quest For Fire // The Blues And The Bee Sting // Change Of Plans
Genre: Singer/Songwriter
Sounds Like: Okkervil River // Bright Eyes // The Cure

VÖ: 14.09.2007

Es ist Sonntag. Der Regen trommelt laut gegen die Fensterscheibe. Die Vorhänge sind geschlossen. Kein Licht soll das eigene Elend beleuchten. Der Kaffee ist kalt, die Schokolade längst aufgegessen. Und um uns noch mehr in grauschwarzer Melancholie zu wälzen, setzen wir Kopfhörer auf, die uns aussehen lassen wie Plutomenschen (wobei, das ist ja gar kein Planet mehr) und hören Bright Eyes, Elliott Smith, The Cure, The Smiths, The WirhassendieWelt,... Bit too much cliché? An dieser Stelle sollten all die leidenschaftlichen Trauerklöße noch einen Namen hinzufügen: Boy Omega. Der kann nämlich genau das, was wir auch können, nur leider nicht in Songs verwandeln. So richtig traurig sein. Nicht diese sanfte, fast schon genussvolle Traurigkeit, sondern böse, verzweifelt, enttäuscht. Die Worte fließen nicht, sie werden herausgepresst.

Ganz kurz die Hintergründe: Boy Omega heißt eigentlich Martin Henrik Gustafsson und ist, wie der Name schon erahnen lässt, Schwede. Das 2004 erschienene Album „I Name You Isolation“ und „The Black Tango“ (2006) festigten seinen Ruf als Songschreibermaschine. Dieser Mann braucht keine Band, er schreibt auch pro Woche einen Song alleine, vielleicht auch mit kaltem Kaffee und ohne Schokolade, in einem Hotelzimmer. Instrumente? Alle selbst eingespielt, auf dem Laptop zusammengebastelt. Die dadurch hervorgerufene elektronische Note ist auf „Hope On The Horizon“ verschwunden. Der Sound ist voll, betörend, manchmal gar ein wenig erdrückend. Auch muss der arme Martin nicht mehr alles alleine machen, sondern hat eine lebendige Band an seiner Seite. Stimmlich wird gerne Conor Oberst als Referenz herangezogen. Ob Martin, dem die Melancholie in seinem Gesang kaum abzusprechen ist, aber tatsächlich die Faszination und Tiefe erreicht, die die Sänger aufweisen, mit denen er in einen Topf geworfen wird, ist allerdings fraglich.

„Hope On The Horizon“ ist ein Album, das an oben beschriebenen Sonntagnachmittagen seine Wirkung sicher nicht verfehlen wird. So bald die Sonne wieder scheint, läuft Boy Omega jedoch Gefahr, dass das Album sich von „nur noch partiell hörbar“ bis „fast unerträglich“ entwickelt. Songs wie „A Quest For Fire“ und „Change of Plans“ beweisen große songschreiberische Ausdruckskraft, an anderer Stelle wirkt sein Drittling aber zerfahren, die Produktion unpräzise. Und manchmal ist es auch einfach zu viel der Traurigkeit, wenn sie in solch ungefilterter Form wiedergegeben wird. Hoffnung hat auch Morrissey noch nicht umgebracht. So lasst uns an dieser Stelle hoffen, dass Martin Henrik Gustafsson mit der Fließbandsongproduktion den Kopf nicht hängen lässt und beim nächsten Mal ein qualitativ konstanteres Album abliefert.

Lisa Krichel

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