Rezension

Boxed Wine

Cheap, Fun


Highlights: Into The Nite // Cannibal // First Time // Overboard // Tells Me So
Genre: „Indie Party Pop Music“
Sounds Like: Miniature Tigers // Vampire Weekend // Phoenix // Tokyo Police Club // Someone Still Loves You Boris Yeltsin // Maximo Park

VÖ: 21.05.2013 (Import)

Wann hatte man zuletzt diesen Moment, dass einen ein Album direkt von den Socken haut, einfach nur, weil es von der ersten Sekunde an so unglaublich viel Spaß macht wie schon lange nichts mehr? Ein Album, das einem nichts abverlangt, mit dem man sich nicht auseinandersetzen muss, das sich weder um Coolness noch Innovation bemüht und dennoch oder gerade deshalb mit zum Besten gehört, was man dieses Jahr zu hören bekam? Boxed Wine aus New Jersey haben das mit ihrem Debütalbum irgendwie auf die Reihe gekriegt und es würde einen nicht einmal wundern, wenn das Quintett selbst nicht wüsste, wie es das angestellt hat. So unbedarft – ja fast schon naiv wirkend – kommt nämlich diese kunterbunte Hitsammlung daher.

Boxed Wine machen kein Geheimnis aus dem, was sie machen. Als „Indie Party Pop Music“ bezeichnen sie mit einem Augenzwinkern das, was sie da seit einem guten Jahr zusammenschustern. Dass in Wahrheit ein Haufen harter Arbeit hinter dieser knappen halben Stunde leichtem Indiepop steckt, ist klar, auch wenn die Band bescheiden mit ihren selbstironischen Sprüchen darüber hinwegzutäuschen versucht, wie wichtig ihnen dieses Musik-Ding ist. Dass sich hier genau die richtigen Leute gefunden haben, wird einem umso klarer, wenn man sich verdeutlicht, wie selbstverständlich das Bandgefüge funktioniert, obwohl die Band gerade mal seit zwei Jahren existiert. Rastlos stolpern sie von einem Song in den nächsten, um möglichst schnell ihre Hooks unters Volk zu bringen – und die haben sie wirklich haufenweise im Gepäck. So stark, wie „Cheap, Fun“ mit „Into The Nite“ und „Cannibal“ startet, bleibt der Erstling von Boxed Wine die ganze Spielzeit hindurch, und wenn man sich so langsam fragt, wann man hier mit dem ersten Füller konfrontiert werden wird, ist das Album auch schon zu Ende und verlangt nach einem weiteren Durchgang.

Eigentlich sollte man denken, hier handle es sich um eine Platte für den Moment, weil sie in fast jedem Song genau davon handelt: von dem einen Moment, der einen Chance, die man so leichtfertig verstreichen lassen kann, wenn man nicht aufpasst. Das Erstaunliche aber ist: Dieser Moment hält nun schon über ein halbes Jahr an, und anstatt sich abzunutzen, brennen sich diese kleinen frechen Songs immer weiter ein. „Cheap, Fun“ ist ein Album, das wunschlos glücklich macht. Nur eine Frage bleibt hier offen: Wie kann es sein, dass diese Band noch ohne Label ist?

Kilian Braungart

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