Rezension

Born Ruffians

Red, Yellow & Blue


Highlights: Barnacle Goose // Hummingbird // Kurt Vonnegut
Genre: Indiepoprock
Sounds Like: Tap Tap // Clap Your Hands Say Yeah // Vampire Weekend

VÖ: 23.05.2008

Spätestens seit Clap Your Hands Say Yeah wissen wir, dass wirklich jeder Mensch Musik machen und singen kann, ohne sich dessen schämen zu müssen. Ein gewisser Grad an Amateurhaftigkeit kann auch über die Ohren ziemlich sympathisch wirken: Sei es ein kurzer Ausrutscher aus dem Takt oder eine Stimme, die bei DSDS schon in der ersten Runde von Bohlen abgewürgt werden würde. Solange was einigermaßen Anständiges dabei rum kommt, können die Mittel relativ egal sein.

Das Gleiche mag sich auch Luke Lalonde, Sänger der Born Ruffians, gedacht haben. Gut, er krächzt nicht in dem Maße wie Alec Ounworth herum, aber Töne treffen erweist sich auch für ihn als nahezu unüberwindliches Hindernis. Außerdem schwingt er sich in stimmliche Höhen auf, in der die Worterkennung zu einer Flüsterpost wird. Trotzdem wird man auch die Born Ruffians mindestens einfach nur sympathisch finden müssen! Die drei Jungs aus Toronto klingen so unbeschwert und herzerfrischend, wie man mit gerade einmal zwanzig Jahren nur sein kann.

Warum sollte man sich auch sonst trauen, einen klassischen Albenrausschmeißer gleich an den Anfang zu setzen? Der Titeltrack klingt jedenfalls wie das Ende einer langen, langen Nacht im Aufnahmestudio. Verhaltenes Geklimper auf den Instrumenten und der Sänger scheint auch schon auf dem Zahnfleisch zu gehen. Doch der Eindruck wird mit dem hibbeligen „Barnacle Goose“ gleich in alle Winde zerstreut. Das ist wunderbar melodiöser Indierock, wie wir ihn gerne hören wollen. Auch „Hummingbird“ mit diesem wahnsinnigen Drumstickgewitter ringt einem sofort ein breites Grinsen ab. So klingen eben nur Bands, die noch nicht durch die böse Musikindustrie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Weitere Highlights sind schwer zu benennen, da „Red, Yellow And Blue“ wunderbar als Ganzes funktioniert und jeder Hörer bestimmt andere Favoriten für sich finden wird.

Zwei Kritikpunkte gibt es aber auch noch zu nennen. Die Born Ruffians sollten es besser unterlassen, Balladen wie „Little Garcon“ zu schreiben. Das wirkt im Zusammenspiel mit Lalondes Gesangsorgan nicht nur unstimmig, sondern auch unfreiwillig komisch. Was aber noch mehr ins Gewicht fällt, ist der unstillbare Drang, beim Hören des Albums den Jungs mal ein wenig in den Hintern zu treten. Hier und da mal das Tempo anzuziehen, hätte den Songs in keinster Weise geschadet, zumal mit „This Sentence Will Ruin/Save Your Life“ auf der Vorgänger-EP ein Beispiel, wie es geht, ja schon gegeben war. Unter dem Schlussstrich bleibt jedoch eine schöne Indierock-Platte, die gerade bei Sommer, Sonne, Sonnenschein besonders zünden wird.

Benjamin Köhler

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