Da sind diese vier Gestalten. Sie sehen aus wie Zauberer. Androgyn, Haare so lang, wie Haare sein können. Wie kleine Wesen aus einem Murakami-Roman. Sie strahlen eine dunkle Energie aus, als wären sie die frühen Black Sabbath. Vielleicht essen sie ja Fledermäuse, man weiß es nicht, traut es ihnen aber zu. Die Gestalten sind eine Band, sie heißen Bo Ningen. Sie kommen aus Japan und klingen ungefähr so wie japanische The Mars Volta. Und das hier alles klingt bisher ziemlich abgefahren? Zurecht.

Bo Ningen sind das nämlich, abgefahren, und das beweisen sie auf „III“ (genau, ihre dritte Platte) zur Genüge. Um es plump zu sagen, geben sie dem Hörer so richtig auf die Rübe. Die Musik der Band ist ein ständiges Hickhack zwischen Rhythmus und Aggression. Das eine löst das andere ab und hält es im Zaum und umgekehrt. So ist die Musik ein voller Angriff auf alle Sinne des Hörers, dem er sich nicht entziehen kann. Auf einen Hörversuch muss man sich aktiv vorbereiten, denn er ist eine volle Konfrontation. Dicht, intensiv, laut, schrill. Aber auch: außergewöhnlich kreativ. Klar machen Bo Ningen alles andere als gemütliche Musik. Nie und nimmer kann man sich „III“ einfach mal so zwischen Teatime und Abendessen genehmigen, der Tee würde überschwappen und die Butter vom Brot fallen.

Doch Bo Ningen sind auch außergewöhnlich kreativ. Auf einmal kommt auf der Platte dann nämlich das zentrale, neunminütige „Mukaeni Ikenai“ daher. Und das ist alles andere als auf die Zwölf, sondern ein ausuferndes Ambient-Stück. Dass die markante Zeile des ersten englischsprachigen Songs der Band, „CC“, etwas mit „Darkness“ zutun hat, verwundert nicht. Doch Bo Ningen können mehr als pure Dunkelheit, sie können sie einmal ordentlich auf links drehen und ihr ein Schnippchen schlagen. Großartige Kunst, für die man bereit sein muss.

Daniel Waldhuber

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