Rezension

Blues Pills

Lady In Gold


Highlights: Lady In Gold // Little Boy Preacher // Bad Talkers
Genre: Psychedelic Rock // Bluesrock // Soul
Sounds Like: Graveyard // Janis Joplin // The Vintage Caravan

VÖ: 05.08.2016

Mit ihrem Debütalbum sorgten Blues Pills 2014 für kollektive Freudentänze im Retro-Rock-Lager: Derart authentisch gespielter psychedelischer Bluesrock kam einem eh schon nicht alle Tage unter, dann stand am Mikrofon mit Elin Larsson auch noch eine Sängerin von Weltformat, die den souligen Spirit von Janis Joplin modern verkörperte, ohne sich dafür verkleiden oder verstellen zu müssen. Und schließlich waren alle vier Bandmitglieder auch noch derart blutjung, dass Altherrenrock-Vorwürfe ungerechtfertigt erschienen.

Zwei Jahre später ist der Hype etwas abgeklungen und Blues Pills haben den Sprung von Szene-Wunderkindern zur ernstzunehmenden Band längst vollzogen. Zeit für einen Schritt aus der eigenen Komfortzone: Auf „Lady In Gold“ widersteht das Quartett der Verlockung, einfach noch ein gitarrenlastiges Album nach dem auf dem Debüt erprobten Schema zu veröffentlichen. Der erste Klang, den man im Opener zu hören bekommt, ist so tatsächlich ein einsames Klavier, das aber bald Gesellschaft bekommt: von Elin Larssons unverändert fantastischer Stimme und ihrer versammelten instrumentalen Streitmacht. Aber eben auch von jaulenden Hammondorgeln, die den druckvollen Song um neue Klangfarben erweitern.

Dieser Wille zur Erweiterung des zuvor eher reduzierten Blues-Pills-Sounds zieht sich wie ein roter Faden durch „Lady In Gold“: „Gone So Long“ ziert ein Glockenspiel; „Little Boy Preacher“ und „Burned Out“ machen großzügigen Gebrauch von Gospelchören, die Larssons kraftvolles Organ stimmig ergänzen. Die Ballade „I Felt A Change“ wird von Rhodes-Piano, Cello und Mellotron getragen und erinnert interessanterweise vor allem an Adele, was aber auch am leicht phrasenhaften Text liegen kann. Bei „Bad Talkers“ lehnen sich Blues Pills in Sachen Experimentierfreude am weitesten aus dem Fenster und erschaffen einen versponnenen Wüstenboogie, der auch bei einer von Josh Hommes Desert Sessions hätte entstehen können – wäre da nicht dieser Deep-Purple-Refrain, der den Song zwischendurch wieder aus dem Drogensumpf zieht.

Die Gefahren des berüchtigten zweiten Albums umgehen Blues Pills auf „Lady In Gold“ so geradezu mustergültig und mit einer Abgebrühtheit, die Respekt abnötigt. Die neuen Einflüsse integrieren sich dabei problemlos in den liebgewonnenen Rocksound und wirken nie aufgesetzt oder erzwungen. Offenbar haben wir es hier einfach nur mit einer anderen Seite einer Band zu tun, die noch deutlich vielseitiger ist, als sie bisher durchblicken ließ.

David Albus

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