Rezension

Blaktroniks
Mechanized Soul
Highlights: Resist & Reaction // Noon (Blaktroniks & Gudrun Gut – Dub) // Uhuru
Genre: Electronic HipHop
Sounds Like: Flying Lotus // 4hero // The Roots
VÖ: 23.05.2008

Bei allem Gefallen an Blaktroniks „Mechanized Soul“ – ihrer ganz persönlichen Zusammenführung von elektronischen Beats, Old School HipHop und Soul fast aller Entwicklungsstufen von den 60ern bis zu den 90ern – dominiert ein Eindruck der klanglichen Leere. Diese Leere folgt allerdings möglicherweise nicht aus „Mechanized Soul“ selbst, sondern entsteht unter Umständen erst im Vergleich mit Flying Lotus’ Album „Los Angeles“, von dem es sich trotz prinzipieller stilistischer Ähnlichkeit so deutlich unterscheidet. Wo Flying Lotus einen Raum schafft, den es zu erkunden gilt, ein dreidimensionales Gebilde, in dem der Hörer sich verliert, erinnert die mechanisierte Seelenmusik des Blaktroniks Edd Dee Pee und seiner Mitstreiter (u. a. seinem Vater als Sänger) eher an ein Gemälde, etwas Zweidimensionales, bei dem die Faszination aus dem nebeneinander Liegenden, den nur in einer Ebene kommunizierenden Bestandteilen entsteht.
Diesen Charakter besitzen alle Tracks des Albums, so unterschiedlich und mehr oder weniger leicht zugänglich sie sein mögen. Am ehesten erschließen sich die Rap-geprägten Tracks, bzw. die Teile der Songs, die von herkömmlichen HipHop-Strukturen dominiert zu sein scheinen. Zu ersteren zählen das hektische „Uhuru“, dessen Schlagzeug und Beat an The Roots erinnert, das langsam schleichende, atmosphärisch dicht vibrierende „Back In The Days“ sowie das industriell düstere „Give Me Room“. Dagegen erscheinen jene Tracks vordergründig weniger interessant und offenbaren ihre Schönheit und ihre weiteren Qualitäten erst beim wiederholten Hören, in denen eben Eddie Patrick Smiths Vater Edward Robinson den Blues- und Gospel-geschulten Soul-Gesang beisteuert. Bei vielen dieser Tracks, wie zum Beispiel „Open Your Heart“ oder „Precious“, entspringt die mangelnde Zugänglichkeit vor allem dem expressivem Nebeneinandervorbeigehen von Backgroundtrack – beim ersteren Breakbeats, beim zweiten atmosphärischer Ambient – und Gesang. Die Produktion trennt beide Komponenten recht deutlich klanglich, was vom Hörer erfordert, sich intensiv auf die Tracks zu konzentrieren, um die versteckten Harmonien des Gesamten hinter dem Vordergrund aus Harmoniegesang und separat stehenden Beats zu erspähen. Zwischen diesen in sich kontrastierenden Tracks und den zugänglichen Rap-Nummern steht eine dritte Art von Track, die, je nach Sozialisation, einfacher oder noch schwerer zugänglich sind. Die im Widerstand zu den Vocals stehenden Bestandteile kommen in zwei Titeln zu eigener Geltung, in denen Edd Dee Pee und Badi Malik dem „Mechanized“ im Albumtitel explizit Rechnung tragen. Zunächst wäre da das das Album beschließende „Easy Street“ (featuring Onyx Ashanti am Wind-Synthesizer), das in seiner kalten elektronischen Weite ganz eindeutig den Bezug zum Jazz sucht, in dem es Klangwelten in der Mitte zwischen Herbie Hancocks „Head Hunters“ und Sun Ra schafft. Des Weiteren steht hierfür „Noon“, der Dub-Track in Kooperation mit Gudrun Gut. Guts Vocals werden als weitere Komponente in ein Rhythmus-Konstrukt aus pochenden, klickenden, kratzenden und direkt pumpenden Beats integriert. So entsteht eine maschinelle Musik voller bedrohlicher Kraft.
Alle drei Komponenten – die Mechanisierung, der HipHop und der Soul – stehen auf „Mechanized Soul“ gegen- und nebeneinander. Erst in der intensivsten Auseinandersetzung erschließt sich tatsächlich die konstruktive Wechselwirkung. Allerdings bleibt immer ein Gefühl der Öde, eines Mangels, einer fehlenden Komponente – und sei es nur die Seele des schreibenden Hörers.
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