Rezension

Blackmail

Anima Now!


Highlights: Deborah // The Whys Of The Ways // Rocket Soul
Genre: Alternative // Rock
Sounds Like: Slut // Placebo // Sparta

VÖ: 29.04.2011

Entnimmt man den Tonträger des neuen Blackmail-Albums seiner Hülle, so erscheint hinter ihm eine aufblühende, weiße Blume, versehen mit den Worten "Anima Now!". So heißt das neue Blackmail-Album nicht nur: "Anima Now!", das ist aktuell auch eine Art Bandmotto. Nachdem man sich Ende 2008 in höchster Not von Sänger Aydo Abay getrennt hatte, fand man in Mathias Reetz, zuvor bei Vs. Rome tätig, einen Nachfolger. Ein mutiger Schritt, war und ist Aydo doch ein sehr charakteristischer Sänger. Doch da Blackmail immer auch von ihrem unverwechselbarem Sound, den Gitarren-Bass-Wänden der Ebelhäuser-Brüder geprägt war, bestand Hoffnung.

Diese Hoffnung war berechtigt: Ganz im Sinne der Blumen-Symbolik ist Blackmails mittlerweile siebte, aber erste Platte auf eigenem Label "45 Records" ein aufblühender Neuanfang. Kurt Ebelhäuser, Gitarrist und Mastermind der Band, beschloss mit der Prämisse, "etwas zu machen, das klingt wie nichts, was wir zuvor gemacht haben" an die Sache heranzugehen. Und es klingt vor allem offener als zuvor: Im Grundtonus ist die für die Band typische Melancholie einer neuen Spielfreude gewichen, als hätte sich ein Krampf gelöst. Reetz, der auf den Promofotos zwischen den etwas älteren Herren ein wenig verloren aussehen mag, versteckt sich keineswegs hinter den gewohnten Soundwänden. Live mag er ihnen, dadurch, dass er nun eine zweite Gitarre bedient, sogar noch Verstärkung verleihen. Auch seine Stimme passt gut zur Band, wenn sie sich auch ähnlich zu der Aydos verhalten mag. Vollends typisch für den Gesang bei Blackmail sind ohnehin chorale Elemente wie zuvor z.B. in "Moonpigs" gehört, hier beispielsweise in "The Whys Of The Ways".

"Anima Now!" ist nicht nur ein Neuanfang des Bandgefüges, sondern durch diesen auch ein Neuanfang der Bandchemie. Dies äußert sich auf Albumlänge dadurch, dass man es endlich wieder geschafft hat, ein homogenes Gesamtwerk zu schaffen, auf dem die einzelnen Songs für das Ganze zurücktreten. Das Albumkonzept geht auf, "Anima Now!" ist eine dichte, komplette Independent-Rockplatte geworden. Die Konsequenz ist, dass hier einzeln herausstehende Hymnen oder Perlen wie "Evon", "Same Sane" oder "Moonpigs" völlig fehlen. Dennoch ist das ein Erfolg, nach all dem, was passiert ist. Hier wird zwar nicht das Rad völlig neu erfunden im Vergleich zu den beileibe nicht so schwachen wie schwach geredeten Vorgängeralben, die Band klingt immer noch sehr nach Blackmail, aber es ist ein gehöriges Stück wieder geradegebogen worden. So darf man sich freuen, dass Blackmail wiederbelebt sind. In Blumensprache blühen sie zwar vorerst "nur" zu einer großen,schönen Topfpflanze auf, aber die Samen für die nächsten Rosen sind schon gesät.

Daniel Waldhuber

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Kompletter Albumstream
www.blackmail-music.com

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