Rezension

Bishop Allen

Grrr...


Highlights: Oklahoma // The Ancient Commonsense Of Things // The Magpie
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Saturday Looks Good To Me // Herman Dune // Oh No! Oh My! // Voxtrot

VÖ: 13.03.2009

„Grrr...“ faucht einen das Cover zu Bishop Allens neuem Album in großen Lettern an. Als ebenso farbenfroh und hell wie es gestaltet ist, erweist sich Bishop Allens Musik: nicht aggressiv, sondern verspielt, zeigen sie sich auch auf ihrem dritten Werk.

Manch einer mag zunächst enttäuscht sein, dass die New Yorker Band nicht weiter in Richtung Dramatik geht, wie es sich auf dem Vorgänger bereits zum Teil abzeichnete. Songs wie das ausladende „The Monitor“, das schon an The Decemberists erinnerte, hat „Grrr...“ nicht zu bieten. Bishop Allen distanzieren sich vielmehr bewusst von dramatischer Gestik à la Coldplay und liefern mit „Grrr...“ ein Album ab, das sich in einem kleineren Rahmen abspielt. Die Songs erzählen daher keine großen Geschichten, sie sind lyrischer und kryptischer gehalten. Das alles hört sich nicht gerade nach zugänglicher Pop-Musik an, doch genau das ist es, was man hier zu hören bekommt. 36 Minuten genügen Bishop Allen, um uns an 13 Songs teilhaben zu lassen, die durchweg zu überzeugen wissen. Auch wenn man „Grrr...“ zunächst nicht seine ganze Aufmerksamkeit schenkt - diese Melodien setzen sich in den Gehörgängen fest, und schon bald ertappt man sich dabei, wie man unvermittelt einen ihrer Songs vor sich hin summt.

Interessanterweise wurden die meisten dieser so melodieseligen Stücke, die auf „Grrr...“ zu hören sind, auf der Basis des Rhythmus komponiert, und das von einer Band, auf deren erstem Album die Drums noch aus der Konserve stammten. Erst später kamen dann Text und Melodie hinzu. Paradebeispiele hierfür sind „True or False“ oder das Marimba-dominierte „The Lion and the Teacup“, das von einer Beziehungskrise handelt, ohne melodramatische Züge anzunehmen. „Oh, Probrecita, tragic little teacup, did he go and shatter you again?” singen Justin Rice und Christian Rudder, und dazu klimpert munter ein Xylophon. Das ist nicht übertrieben tragisch, aber auch nicht verniedlicht. Irgendwo dazwischen liegen die meisten Songs von „Grrr...“: die Melodien sind leicht und luftig, die Texte hingegen stimmen oft nachdenklich, ohne sich selbst dabei allzu ernst zu nehmen. Da sich die Texte dem Rhythmus zu fügen haben, entsteht ein natürlicher Fluss, und schnell ist man am Ende der Platte angelangt.

In „The Ancient Commonsense Of Things“ befassen sich Bishop Allen mit der Frage nach dem Sinn ihres Schaffens. Braucht die Welt wirklich noch mehr Pop-Alben? Wenn sie so intelligent und pfiffig geraten wie „Grrr...“, kann man diese Frage nur bejahen. Es war eine kluge Entscheidung, dieses Album bewusst etwas reduzierter zu gestalten, da so der Fokus auf den Kern der Songs gelenkt wird, und umso deutlicher wird, welch talentierte Songwriter Justin Rice und Christian Rudder sind. Kein Grund zu fauchen also - „Grrr...“ ist eine tolle Pop-Platte geworden.

Kilian Braungart

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