Rezension

Billy Bragg
Mr. Love & Justice
Highlights: Something Happened // If You Ever Leave // O Freedom // The Johnny Carcinogenic Show
Genre: Folkrock
Sounds Like: Wilco // The Go-Betweens // Chumbawamba // New Model Army // The Band
VÖ: 29.02.2008

Das politische Folk-Gewissen Großbritanniens hat ein neues Album gemacht. „Mr. Love & Justice“ zeigt schon im Titel: Billy Bragg ist zurück.
Der Mann, der am besten ist, wenn möglichst wenig zwischen seine Gitarre und seinen Gesang kommt, wenn alles reduziert und einfach und klar ist, lässt auf seinem neuesten Werk viel zu häufig seine Band The Blokes das Heft in die Hand nehmen. Vielleicht, möglicherweise aber nicht nur, klingt dieses Album deshalb in weiten Strecken sehr amerikanisch. Diese Teile siedeln eher zwischen The Band, klassischem Country und Rhythm’n’Blues denn im originär englischen oder punkig angehauchten Folk.
Während dies durchaus bedauert werden kann, führt es ebenso zu einer der großen positiven Überraschungen des Albums, dem noisig Rockenden „Something Happened“. Vielleicht ein wenig Middle of the Road, besticht es doch als rockige Liebeshymne. Dagegen präsentiert sich der direkt nachfolgende Titeltrack eher als Teleportation des Klanges von The Band nach England.
Gegen Ende des Albums finden sich dann mit „If You Ever Leave“ und „O Freedom“ die Songs, die in ihrer ganzen Tiefe das sind, was wir/ich/man eigentlich von Bragg erwartet. Einfach und doch bodenlos intensiv ist es ihr Klang, den so unterschiedliche Künstler wie Jamie T., KT Tunstall und Hard-Fi an Bragg bewundern.
Den politischen Einschlag, den „O Freedom“ verströmt, hält „The Johnny Carcinogenic Show“ aufrecht. Mit May Fitzpatricks Backing Vocals wird dies zu einem der intensivsten Songs auf „Mr. Love & Justice“.
Wenn ein Künstler seit 30 Jahren Musik macht, erwartet niemand große Neuerungen, viel mehr sind wir Fans vielleicht sogar konservativer in unserer Erwartungshaltung als der Künstler selber. Insofern freut der Hörer sich immer wieder über ein in Ton gegossenes Lebenszeichen. Dass das nicht in allen Teilen vollständig überzeugt, ist dabei ein gern eingegangenes Risiko.
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