Rezension
Billy Bragg & Wilco
Mermaid Avenue
Highlights: My Thirty Thousand // The Jolly Banker // Be Kind To The Boy On The Road
Genre: Country // Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: The Pogues // The Decemberists // The Band
VÖ: 20.04.2012
Wie relevant ein Künstler wirklich ist, zeigt sich spätestens darin, wie andere Künstler nach seinem Tod sein Andenken wahren. Woody Guthrie ist hier schon ein sehr gutes Beispiel – wohl einer der wichtigsten amerikanischen Folksänger der Geschichte, bekannt für ein Repertoire, das von Kinder- zu Protestliedern reicht, und mittlerweile seit knapp 45 Jahren tot. Seinen Einfluss auf unzählige heutige Musiker machte Billy Bragg bereits 1992 mit einem Tributekonzert für Guthrie deutlich, aus dem „Mermaid Avenue“ erwuchs – eine Vertonung bisher ungenutzter Texte Guthries, für die sich Billy Bragg Wilco ins Boot holte und die mittlerweile schon um ein 3. Volume erweitert wird.
Gerade diese Kombination aus einem der britischsten Songwriter und einer der amerikanischsten Bands überhaupt ist das, was „Mermaid Avenue“ an vielen Stellen so interessant macht. Häufig bieten sich nämlich durchaus Vermutungen an, wer die Vertonung welcher Songs stärker beeinflusst hat – manches klingt nach inseltypischer Kneipenschunkelei à la Pogues, anderes nach jenem amerikanischem Countryfolk, den sich mittlerweile auch die Decemberists antrainiert haben, hin und wieder sind auch ganz simple Singer/Songwriterstücke auf „Mermaid Avenue“ zu finden. Auch Natalie Merchant gibt sich auf manchen Songs mit ihrem Gesang die Ehre.
Und die Antwort auf die wohl erste Frage derjenigen, die sich bereits Volume I und/oder II von „Mermaid Avenue“ gegönnt hatten: Ja, auch für euch lohnt der Kauf des Rerelease noch. Zum einen natürlich aufgrund der beiliegenden DVD über Woody Guthrie, mit der man seinen Enkeln einst eine Geschichtsstunde darüber, was dieses Wort „Musik“ bedeutet, wird erteilen können, zum anderen aber auch aufgrund der 17 neu aufgenommenen Stücke, die von Scheunenparty („My Thirty Thousand“) über klassische Bragg-Stücke („Union Prayer“) hin zu Songs reicht, bei denen man sich wundert, dass sie dann doch keine Jahrtausende alten Traditionals sind („The Jolly Banker“). Nur der Ausblick in die Zukunft könnte hier bei einem Blick auf die Finanzen zu Unruhe führen: Angeblich warten noch über 900 weitere Texte Guthries auf ihre Vertonung. Sowas nennt man dann wohl ein Vermächtnis.
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