Rezension

Benjamin Booker

Witness


Highlights: Right On You // Witness // Believe
Genre: Blues // Rock // Gospel
Sounds Like: Alabama Shakes // The Black Keys // The Stooges

VÖ: 02.06.2017

Denkt man darüber nach, ist „Zeuge“ ein sehr vielschichtiger Begriff. Zuerst wirkt er lediglich passiv – ist man Zeuge einer Ungerechtigkeit, steht man bloß daneben, schaut zu, greift nicht ein, bewirkt also wenig. Was den Zeugen allerdings vom bloßen Beobachter unterscheidet: Er speichert das Gesehene ab, gibt es weiter, multipliziert es vielleicht oder erreicht jene, die an dieser Ungerechtigkeit rütteln können. Ob das aber reicht, da ist sich Benjamin Booker auch nicht ganz sicher.

Dass es in einer Zeit, in der man Selbstverständlichkeiten wie „Black Lives Matter“ tatsächlich noch in Worte fassen muss, viele solcher Beispiele gibt, bedarf so schon keiner Erläuterung – einem im amerikanischen Süden lebenden Schwarzen wie dem gebürtigen Benjamin Roderick Evans muss es umso präsenter sein. So lässt sich der Titeltrack seines zweiten Albums auch nahtlos in die Reihe der Musik des musikalischen farbigen Protests einordnen – nicht zuletzt aufgrund der auf dem Titeltrack prominent vertretenen Gastsängerin und Gospellegende Mavin Staples.

„Witness“ ist jedoch nicht der einzige Song, der die auf Bookers Debüt noch eindeutig vorherrschenden Rockstrukturen durchbricht: Auch Bookers Heimatstadt New Orleans ist kaum zu überhören, wenn der bluesige Stampfer „The Slow Drag Under“ faule New-Orleans-Nachmittage bei 42° in Songform presst oder „Overtime“ dem Southern Rock hinterher pfeift. So eindringlich wie die simpleren Rocksongs des Albums („Right On You“, „Off The Ground“) sind diese zwar selten – beziehen aber gerade dadurch Stellung, dass sie traditionell eher von Weißen dominierte Musikstile aufgreifen.

Jan Martens

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