Rezension

Benjamin Biolay

Trash Yé Yé


Highlights: Regarder la lumière // La Chambre D'amis // Qu'est-ce que ça peut faire // Laisse Aboyer Les Chiens
Genre: Pop // Chanson
Sounds Like: Jaques Brel // Serge Gainsborough // Keren Ann // Charlotte Gainsborough

VÖ: 07.09.2007

Chanson, egal ob nun „Nouvelle“ oder „Old-School“: Das Lied, Musik und Text. Beides zusammen transportiert ein Gefühl, vielleicht eine Geschichte. Wenn alles gut läuft, erreicht beides den Hörer, am besten sogar, wenn er die Sprache des Künstlers gar nicht versteht.

Die überwältigende Melancholie, die auf Benjamin Biolays viertem Album „Trash Yé Yé“ selbst aus den scheinbar fröhlichen Liedern – etwa der Single „Dans La Merco Benz“ – dringt, schafft dies. Sie erreicht dich. Das Tal der Traurigkeit, die Stimmung bestimmende Dunkelheit, nimmt dich ein und umschließt dich. Musik und Gesang bilden eine Einheit zum Transport persönlicher und allgemeingültiger Gefühle. Klanglich immer in der Nähe der Großen des französischen Pop beweist Biolay ein außergewöhnliches Gespür dafür, seine Stimme im musikalischen Umfeld zu betonen, sie mit der Musik zu verweben, um uns so zu erreichen und gefangen zu nehmen. Da lässt er in „La Chambre D’amis“ einen Chor im Hintergrund eher elfenhaft auftreten und führt so seine originär französische Musik über in einen „isländischen“ Kontext. Dabei wirken die eingesetzten Mittel immer angebracht und die Lieder geraten nie in Versuchung, überladen zu sein. Selbst eine zwischen Pulp Fiction und Morricone angelegte Soundtrack-Hymne („Qu’est-ce que ça peut faire“), in der die gesamte Spanne musikalischer Mittel genutzt wird, gelingt so und stellt sicherlich den emotional düster treibenden Höhepunkt auf „Trash Yé Yé“ dar.

Biolay selbst sagt, er verschwinde beim Arbeiten an seiner Musik in einer Traum-Musikwelt. Eine Welt, in die er uns auf diesem Album erfolgreich mitnimmt. Auch, wenn seine Beschreibung des Albumklangs sicherlich nur zum Teil zutrifft. Unterbelichtet, warm und entspannt soll es sein. Zumindest letzteres trifft sicher nur zum Teil zu. Entspannt ist wenig, gehetzt und verfolgt schon eher. Eine paranoide Atmosphäre, in der ich mich dennoch gern einhülle.

Oliver Bothe

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