Rezension

Bedouine

Birdsongs Of A Killjoy


Highlights: Under The Night // Sunshine Sometimes // Hummingbird
Genre: Folk
Sounds Like: Joni Mitchell // Nick Drake

VÖ: 21.06.2019

Auch unser Jahresrückblick wird nicht ohne Superlative auskommen: Die wütendste Platte, die hitverdächtigste, die originellste. Bedouine und „Bird Songs Of A Killjoy“ könnte man schlicht und einfach als das vielleicht friedlichste Album des Jahres bezeichnen. Oder noch viel mehr als jenes, das überhaupt die bloße Idee, ein Stück Musik mit solch reißerischen Konzepten wie Superlativen zu beschreiben, am ehesten ad absurdum führt.

Dabei kann man ja soviel Interessantes über Bedouine alias Azniv Korkejian erzählen: Zu ihrer dem Künstlernamen angemessenen Biographie, die die Töchter armenischer Eltern schon durch Syrien, Saudi-Arabien und die halben Vereinigten Staaten bis nach L.A. führte oder der ihr komplettes Zweitwerk inklusive Albumcover durchziehenden Vogelmetaphorik. „Bird Songs Of A Killjoy“ ist aber tatsächlich eines der wenigen Alben, das unter Kontext und kognitiver Annäherung eher leiden als dadurch bereichert werden könnte.

Das mag auch der Grund dafür sein, dass es Korkejian schlicht egal zu sein scheint, wie oft sie mit den immer gleichen KünstlerInnen verglichen wird. Die Referenzen passen aber auch einfach zu gut: Nick Drake für seine entspannte wie zerbrechliche Art des Gitarrenspiels, Joni Mitchell für ihre Stimme wie auch ganz allgemein für 70er-Vibes, die Bedouines Folk versprüht. Der ist mal fröhlich-verträumt, mal melancholisch, mal von Flöten, mal leichten Streichern getragen, jedoch stets einfach nur: friedlich. Gerne wird es negativ aufgefasst, sagt man Musik nach, sie könne gut nebenbei gehört werden — „Bird Songs Of A Killjoy“ im Hintergrund ist jedoch reiner Balsam für die Seele.

Simpel ist Korkejians Zweitwerk dennoch nicht, siehe Lyrics, siehe teils ungewöhnliche Harmoniefolgen. Dass der vertrackteste, Pink Floyd evozierende Song dann „Dizzy“ heißt, mag aber ja zeigen, dass Bedouine auch selbst wenig Lust auf zuviel virtuoses Gehabe hat. Das kann dann wieder die Eins unserer Jahrescharts übernehmen. „Bird Songs Of A Killjoy“ ist dagegen schlicht und einfach ein schönes Album. Und so albern die oberste Steigerungsstufe bei Musik auch sein mag – das Attribut hätte man hier durchaus im Superlativ nutzen können.

Jan Martens

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