Rezension
Beck
Modern Guilt
Highlights: Orphans // Gamma Ray // Youthless // Profanity Prayers
Genre: Indie // Psychedelic // Blues
Sounds Like: Gorillaz // The Flaming Lips // The Bees // Gnarls Barkley
VÖ: 04.07.2008
Neulich an der Hauptverkehrsstraße in der Innenstadt. Eine Gruppe schwarz gekleideter Mittzwanziger hält Transparente mit der Aufschrift „Hupen gegen Scientology“ in die Luft. Die Folge: ein lärmendes Hupkonzert. Tja, die Hubbard-Zöglinge sind weder hier noch irgendwo anders in der breiten Öffentlichkeit sonderlich beliebt. Wer als Prominenter seine Zugehörigkeit zu diesem Verbrechersyndikat preisgibt, muss sich mit einem ordentlichen Sturz auf der Beliebtheitsskala abfinden. Es sei denn, man heißt Beck, versteht sich. Der ist nicht nur ein unwiderstehlicher Vollzeitsympath, sondern macht auch noch großartige Musik.
Man mag von Beck halten, was man will. Fakt ist aber, dass alle seine Alben zumindest gut waren. Einige waren sogar nichts anderes als Meilensteine. Man denke nur an seine frühe Wundertüte „Odelay“ oder das durch und durch schöne „Sea Change“. Auch macht ein Beck niemals zwei Alben hintereinander, die sich auch nur im Entferntesten ähneln würden. Kein Wunder also, dass „Modern Guilt“ mit der Hip-Hop-Offenbarung eines „The Information“ so rein gar nichts zu tun hat. Der Weg geht für Beck vielmehr wieder back to the roots. Das Album ist ein Schatz, der den psychedelischen Sounds der 60s huldigt und dabei genügend Platz lässt, um seine Trademark-Verquertheit jederzeit durchscheinen zu lassen.
Klar, dass DJ Danger Mouse daher auch der perfekte Beatbastler für „Modern Guilt“ war. Wie man alte Einflüsse mit Pop des neuen Jahrtausends anreichert, hat er nicht zuletzt bei Gnarls Barkley mehrfach unter Beweis gestellt. „Orphans“ lässt auch gleich zu Beginn erst gar keinen Zweifel an der Kombination Beck/Danger Mouse aufkommen - dieser unverschämte Ohrwurm, den auch noch Chan Marshall (aka Cat Power) im Background mit ihrer Stimme veredelt und dessen Flöten und „Aaaaaaaahs“ man einfach lieben muss. Der feiste Arschwackler „Gamma Ray“ im Anschluss setzt noch einmal einen drauf und man spürt förmlich die Freude, die Beck verspürt haben muss, als er an so ziemlich jedem Stimmverzerrerknopf gedreht hat, den er auf seinem Mischpult finden konnte.
Wie erwartet gleicht natürlich auch im Folgenden kein Song dem anderen. Der Versuch The Jesus & Mary Chain zu „Psychocandy“-Zeiten wiederauferstehen zu lassen („Chemtrails“) gelingt ebenso famos, wie eine relaxte Version des QOTSA-Klassikers „No One Knows“ („Modern Guilt“) oder das unheimlich groovende Bluesmonster „Soul Of A Man“. Größte Hitchancen hat allerdings „Profanity Prayers“, welches aufgrund des Scientology-Hintergrunds an Ironie schon kaum zu überbieten ist und zudem noch diesen Überrefrain in Petto hat.
Die Spuren des Vorgängers sind allenfalls noch bei „Youthless“ zu vernehmen, was dem Fluss des Albums aber keinesfalls einen Abbruch tut. Die Kompaktheit von „Modern Guilt“ ist sowieso der größte Pluspunkt des mittlerweile achten Studioalbums. Wo „The Information“ und „Guero“ in ihrer Überlänge noch etwas versandet sind, gehen die 10 Songs in 33 Minuten runter wie Öl. Das mit Sicherheit beste Beck-Werk seit „Sea Change“ und mit der Zeit vielleicht sogar auf gleicher Augenhöhe. Hupen für Beck!
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