Rezension

Beastie Boys

Hot Sauce Committee Pt. 2


Highlights: Make Some Noise // OK // Don't Play No Game That I Can't Win (feat. Santigold) // Lee Majors Come Again
Genre: Old-School Rap // Alternative Rap // Alternative
Sounds Like: Run-D.M.C. // A Tribe Called Quest // De La Soul

VÖ: 29.04.2011

Warum fiebert eigentlich die gesamte Musikkritikerschar einem Album der Beastie Boys entgegen, während zum Beispiel eine neue AC/DC-Veröffentlichung nur noch aufgedunsene Altrocker verzückt? Der Vergleich mag anfangs hinken, entpuppt sich allerdings bei näherer Betrachtung als gar nicht mal so abwegig. Wie bei den australischen Schuljungen überrascht ein neues Album der HipHop-Pioniere wohl nur musikalische Neulinge. Seit den frühen Neunzigern haben die Beastie Boys ihren unverwechselbaren Stil etabliert und veröffentlichen nun mit „Hot Sauce Committee Part 2“ (Part 1 wurde durch die Krebserkrankung von Adam Yauch auf Eis gelegt) ihr achtes Studioalbum. Warum also?

Tanzte der rein instrumentale Vorgänger „The Mix-Up“ von 2007 stilistisch aus der Reihe und enttäuschte dadurch Kritiker, Fans und die Buchhalter bei EMI, besinnt sich „Hot Sauce Committee Part 2“ wieder auf altbewährte Tugenden: Analoge „Gitarre, Schlagzeug, Bass“-Instrumentierung, trockene Samples und alternierende Raps von MCA, Mike D und Ad Rock. Dieses Album, welches problemlos als Nachfolger zu „Check Your Head“ von 1992 durchgehen würde, schreit Old School. Sicher, ein Samplefeuerwerk wie auf „Paul's Boutique“ ist aus rechtlichen Gründen längst unmöglich, trotzdem besitzt „Hot Sauce Committee Part 2“ immer noch diesen überladenen, bedrohlichen und bleischweren East-Coast-Touch, wie „Say It“ oder „Here's A Little Something For Ya“ zeigen.

Die Vorabsingle „Make Some Noise“ zeigt durch exzessiven High-Hat- und Cowbelleinsatz, dass die alten Herren den Groove nicht vererbt haben. Auch der funkige Basslauf auf „Nonstop Disco Powerpack“ ist immer noch zu mächtig, um ignoriert zu werden. Das Nas-Feature auf „How Many Rappers“ wirkt deshalb auch nicht wie ein Klassentreffen von längst Verflossenen, sondern wie ein vitales Statement von Musikern, welche ihr Handwerk mittlerweile perfektioniert haben. Das Abfeiern des Sechs-Millionen-Dollar-Mannes im wüsten Hardcore-Prügler „Lee Majors Come Again“ bildet die unumgängliche „Wir waren mal eine Punkband“-Reminiszenz. Das alberne „Funky Donkey“ klingt wie eine Hommage an „Brass Monkey“ vom Debüt, während „Multilateral Nuclear Disarmament“ auch auf „The Mix-Up“ nicht aufgefallen wäre. Eine kleine Überraschung bietet lediglich das unerwartet dubbige „Don't Play No Game That I Can't Win“ mit Santigold, welches nicht bloß musikalisch an Kelis' unterbewertetes „Trick Me“ erinnert. Obwohl die Platte im Abschluss durch die blödelnden Assoziationsfetzen „Crazy Ass Shit“ und „The Lisa Lisa/Full Force Routine“ musikalisch scheitert, gehört auch diese Seite zu den Beastie Boys. Und damit schließt sich dann auch der Kreis: „Hot Sauce Committee Part 2“ ist für sich genommen ein kleiner Werkrückblick über 30 Jahre Bandgeschichte.

Um die Eingangsfrage zu beantworten: Warum sind die Beastie Boys also trotz stagnierender Kreativität immer noch relevant? Weil keine andere Rap Crew wie diese drei alternden Hipster aus Brooklyn das verkörpert, was Hip Hop in erster Linie cool und aufregend gemacht hat. Und gerade heute, wo sich Rap nicht bloß ideologisch, sondern mittlerweile auch musikalisch längst entwurzelt hat, tut eine solche Gedächtnisstunde verdammt gut.

Yves Weber

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