Rezension

Beardyman

I Done A Album


Highlights: Vampire Skank // Oh! // Mullet Boy // Where Does Your Mind Go?
Genre: Mixtape
Sounds Like: Aphex Twin // Venetian Snares // Trentemøller

VÖ: 15.04.2011

Wer ist Beardyman? Für alle, die ihn noch nicht kennen: Beardyman ist einer der besten Live-Acts, die die Musikwelt derzeit zu bieten hat. Ein wilder Mix aus Stand-Up-Comedy, Beatboxing, Dubstep, D’n’B – alles improvisiert, alles live. Selten war ein Verweis auf Videoportale wichtiger als hier. Nun hat er also ein Album gemacht. War das wirklich nötig? Beziehungsweise: ist das überhaupt möglich? All die Improvisationstechniken, die Arbeit mit fünf sogenannten Kaos-Pads gleichzeitig, die unglaubliche Dynamik der Shows, das Aufgreifen von Zugerufenem aus dem Publikum? Klar ist nur: Es wird unkonventionell.

Schnell merkt man, was damit gemeint ist: Das Album als Radioshow. Was den Queens Of The Stone Age mit „Songs For The Deaf“ den Höhepunkt ihrer Karriere bescherte, wagt nun auch Beardyman. Immer wieder unterbrechen kleine Ansagen, Gewinnspielanrufe, bei denen man nichts gewinnen kann oder Einspieler, die mit Justin Bieber und einer Meute unfreundlicher Hunde zu tun haben, das Album. Brüche gibt es dadurch nicht, vielmehr geht das Konzept voll auf. Zwischen den Ansagen: Ein wilder Stilmix aus allem. Man kann nur erahnen, wie breit die Palette dessen ist, was Beardyman noch bieten könnte, wäre auf den Rohlingen vier Stunden Platz.

Neben astreinem Breakcore Marke Venetian Snares („Game Over“), orientalischem Bounce-Elektro („Oh!“), Soul („Smell The Vibe“) oder R’n’B, bei dem man nie weiß, wie ernst er gemeint ist, hätte auch Aphex Twin seine Freude an vielen der Stücke gehabt. In „Vampire Skank“ kann man eindrucksvoll hören, wie Balkan-Spaß-Gedudel wie Gogol Bordello mitten im Song von einem fiesen Dubstep-Beat niedergemäht wird, nur um wenig später beides zusammen weiterlaufen zu lassen.

Ein Grinsen im Gesicht ist in „Mullet Boy“ nicht mehr vermeidbar, wo so viele Keyboardsoli der 80er verheizt werden wie sonst gerade nur bei Glasvegas. Zum Ausspannen dreht das Album gegen Ende noch in Richtung House und Lounge („When You See The Light“, „Sativa Sleeps“, „Brighton Beach 04:20“) – zumindest solange, bis ein entsprechender Bassbeat zum Wecken einsetzt.

Im Grunde erscheint „I Done A Album“ als verrücktes Mixtape einer Radiosendung, bei der man nicht glauben mag, dass all das von einem einzigen Typen gemacht wurde. Dass „I Done A Album“ nicht die Livequalitäten Beardymans erreichen würde, war von vornherein klar. Gut ist, dass Beardyman das auch gar nicht probiert. „I Done A Album“ ist nicht nur das, was viele Musikinteressierte sich seit Jahren wünschen: Einmal selbst ein Radioprogramm gestalten, und sei es nur eine Stunde. Beardyman geht den Schritt weiter: Diese eine Stunde besteht aus eigener Musik und das bei völlig unterschiedlichen Genres.

Klaus Porst

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Live-Session "Where Does Your Mind Go?"

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