Rezension

Bear's Den

So That You Might Hear Me


Highlights: Crow // Hiding Bottles // Laurel Wreath
Genre: Folk
Sounds Like: Paper Kites // Mumford & Sons // James Vincent McMorrow

VÖ: 26.04.2019

Andrew Davie und Kevin Jones sind zurück mit Album Nummer drei. Ein Album, in dem es, wie sie selbst sagen, um Kommunikationsprobleme gehe. Ein verrückter Ansatz für eine Band, deren Musik bisher vor allem durch die Ehrlichkeit in ihren Texten bestach.

Um ehrlich zu sein, ändert sich dieser Ansatz auch auf "So That You Might Hear Me" nicht. Vielleicht sogar im Gegenteil: Kevin Jones, seines Zeichens Texter und Sänger von Bear's Den, war sich möglicherweise im Schaffensprozess dieses Albums der Vergänglichkeit und Missverständlichkeit von Worten und Begrifflichkeit noch bewusster als ohnehin schon. Was jedenfalls bleibt oder vielmehr perfektioniert wird, ist der Umgang mit den eigenen Arrangements und dem Songwriting. Andrew Davie webt nach wie vor den Song und seine Struktur um das lyrische Gerüst Jones'. Er liefert seine eigene musikalische Interpretation der Lyrics und bettet sie in eine unkomplexe Folk-Variante mit leichten elektronischen Anleihen. Die Einfachheit der Songstrukturen erklärt Davies damit, dass etwas bereits Gehörtes dem Rezipienten die Möglichkeit gibt, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Und das ist im Falle von Bear's Den der lyrische Inhalt. Dieser sieht Jones erneut von seiner authentischen und offenen Seite, dass es mitunter schmerzt. Etwa, wenn er in "Hiding Bottles" vom Umgang der eigenen Mutter mit Alkohol und seiner Art, diese Sucht zu verarbeiten, singt ("Well, I'm keeping it together but you don't know the half of it. Starting to show, no I'm not on top of this"). In "Crow" verarbeitet Jones den Roman "Trauer Ist Das Ding Mit Federn" von Max Porter, in der eine Krähe zu einer trauernden Familie findet und erst mit ihr die Trauer verschwindet.

My beautiful crow
And all those black feathers
Perched deep in my soul
Won't let me let you go


Ein tieftrauriger Song, der ein Paradebeispiel für Bear's Dens Umgang mit Songwriting darstellt: Davies kennt das Buch und den Text seines Bandkollegen. Um den Moment einzufangen, an dem die Krähe endlich verschwindet und endlich eine Leere hinterlässt, lässt er eine gigantische Wall of Sound einmal über den Song walzen, um am Ende eine einzelne Klaviernote stehen zu lassen.

"So That You Might Hear Me" ist ein gutes Album. Und anstrengend. Nicht wegen komplexer Arrangements, die erst verstanden werden wollen, sondern wegen seiner Ehrlichkeit, seiner Traurigkeit, die vor allem in Jones' Stimme perfekt eingefangen wird. Aber genau das ist es doch, was Musik, und ganz speziell dieses Genre, mit uns machen soll.

Andreas Peters

Sehen


Video zu "Crow"