Rezension

Be Your Own Pet

Be Your Own Pet


Highlights: Fuuuuun // Bog // Thresher's Flail // October, First Account
Genre: Punk/Hardcore
Sounds Like: Yeah Yeah Yeahs // Help! She Can't Swim // Ikara Colt

VÖ: 24.03.2006

Jemina Pearl ist ein 17jähriges Mädchen aus Kentucky, Nashville. Gleichaltrige Mädels streiten sich um die Plätze im Cheerleader Team und versuchen, die Gunst des Quarterbacks zu erlangen. Oder sie gehen sonntags zur Kirche und sorgen beim allmonatlichen Coutrydance Festival für ein schöneres Gesamtbild der Veranstaltung. Jemina Pearl ist das alles scheißegal, denn Jemina Pearl hat nur eins im Kopf: Rock´n Roll!!! Und das möglichst laut und rotzig, dass auch dem letzten Hinterwäldler der Ohrenschmalz aus den Gehörgängen geblasen wird. Mit an Bord ein paar Rotzlöffel, die neben ihr in der letzten Reihe der Highschool sitzen. Wie es der Zufall will, verstehen diese auch noch, wie man aus Tönen kontrolliert Kleinholz macht.

Ja, viele werden das Debütalbum einfach nur als Krach abstempeln. Widerlich penetrante Stimme. So einer Göre sollte man mal die Ohren lang ziehen! Und was ist das eigentlich für ein Soundbrei? Gitarren sägen das Trommelfell entzwei und die Bassdrum könnte auch mal wieder neu eingestellt werden. Leben wir denn nicht im 21. Jhdt., wo eine anständige Produktion nun wirklich kein Hexenwerk mehr ist? Die Antwort lautet: All diese pseudomoderne Technik braucht kein Mensch, wenn man Musik will, zu der Hotelzimmer zerlegt werden oder einfach nur der heimische Putz von der Decke bröckeln soll. Be Your Own Pet wollen Zerstörung, Schweiß und Action. Und die angestrebte Zielgruppe will das auch.

Deshalb führt für Teilzeitpsychopathen auch absolut kein Weg an diesem Album vorbei. Herrlich, wie man zu „Fuuuuun“ unkontrolliert durch die Wohnung wüten kann. Diese Highspeedgitarren machen einfach süchtig. Knapp anderthalb Minuten sind da eigentlich viel zu kurz. Überhaupt die Songlängen! Weniger ist manchmal einfach mehr. Nicht umsonst wurde mit „Let´s Get Standy (Big Problem)“ auch der kürzeste Song als erste Single ausgewählt ( 0:59min; sic!). Eigentlich ein Todesurteil für jede Band, deren Streben zufriedenstellende Verkaufszahlen sind. Paradoxerweise sind es keine unbekannten Namen, die da für die Aufnahmen zuständig waren und diesen Himmelfahrtsrelease in die Wege geleitet haben. Produziert haben das Ganze Kings Of Leon Entdecker Angelo und Jacquire King (Modest Mouse). Da muss also schon was dran sein!

Laut Bandinfo leiden alle Bandmitglieder an akutem Asthma und das ist schon keine Ironie mehr, sondern bedarf einer neuen Wortkreation. Kaum zu glauben, dass sie überhaupt in der Lage waren, dieses Album aufzunehmen. Denn so wie „Thresher´s Flail“ gleich loslegt, so wird fast ohne Ausnahme nach vorne gerockt. Manchmal sogar clubtauglich („Bog“), oder auch in gedrosseltem Tempo („October, First Account“). Aber doch die meiste Zeit mit allen Reglern auf Maximum-Tilt. Zweifellos werden sich vor allem Leute freuen, die keine Punkrock oder Hardcore Attitüde mehr bei den Yeah Yeah Yeahs finden können. Ohja, Karen O. hat eine Ziehtochter vor den Latz geknallt bekommen. Und wir wissen ja alle: In den allermeisten Fällen wird auch die allerschönste Mutter mal von ihrer Tochter eingeholt.

Benjamin Köhler

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