Rezension
Bat For Lashes
Two Suns
Highlights: Sleep Alone // Siren Song // Daniel // Peace Of Mind // Pearls Dream // Good Love
Genre: Märchen-Indie-Elektro-Pop
Sounds Like: PJ Harvey // Joanna Newsome // My Brightest Diamond // Marina & The Diamonds
VÖ: 03.04.2009
Natasha Khan ist eine märchenhafte Ausnahmekünstlerin, so viel steht fest. Mit ihrem 2007 erschienenen Bat-For-Lashes-Debüt „Fur And Gold“ überzeugte sie ganze Scharen in Indie-, Pop- und Folk-Kreisen. Viele haben gespannt auf ein neues Album gewartet, bei manchen mag sie vielleicht zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten sein, und für die große Masse war sie leider immer noch unbekannt geblieben - wie das bei Ausnahmekünstlern, die ihr eigenes Ding machen, nun mal so ist. Durch ausreichend Werbung, die einen vor allem auf Musik-Seiten im Internet schon Monate vorher auf „Two Suns“ aufmerksam machte, war jedoch nun dafür gesorgt, dass alle gespannt auf die Veröffentlichung waren.
„Glass“ eröffnet das neue Werk mit sphärischem Gesang, wie man ihn von Bat For Lashes gewöhnt ist, und mit sich spannungsvoll aufbauenden instrumentalen Arrangements im Hintergrund. Trommelschläge begleiten einen dunklen Bass, während Natasha Khan in allen Tonlagen ihre Stimme erklingen lässt und singt: „To be made of glass / When two suns are shining / The battle becomes blinding“. Die zwei Sonnen bilden das zentrale Thema des Albums. Es geht um die Dualität in der eigenen Person, um zwei verschiedene Wesen, die in Natasha Khan stecken. Zum einen ist es „Pearl“, die zerstörerische Femme Fatale, die ein Extrem in ihr bildet. Pearl entzieht sich mit kindlichen Obsessionen der Welt und steht dem zweiten Extrem gegenüber, das Natashas wilde und zugleich mystisch-spirituelle Seite verkörpert. Im Grunde genommen scheint es nur darum zu gehen, der Wirklichkeit zu entfliehen, und so reißen uns Natasha und Pearl beim Hören mit, auf eine Reise mit Höhen und Tiefen, in der es vor allem um die Mächte der Liebe und die Zwänge der Außenwelt geht, denen sie entkommen möchten.
„Sleep Alone“ folgt „Glass“ als zweiter Track. Ein nagendes Akustik-Gitarren-Riff durchzieht die Melodie, die von einem dunklen Disco-Beat unterlegt wird, dazu wieder Natashas märchenhafter Gesang, mit dem sie erzählt: “My mama told me / The dream of love is a two-hearted dream”. Wobei wir wieder bei der Zahl zwei und bei dem das Album durchziehenden schizophrenen Charakter wären. „Daniel“, die erste Single des Albums wirkt dagegen schon eher unbeschwert, wenn Natasha von einer jugendlichen Liebe erzählt, gerade so, als ob sie aus ihrer eigenen Sicht als 16-jährige sprechen würde. „Peace Of Mind“ wurde heimlich aufgenommen, während Natasha ein paar Gitarren-Riffs im Studio ausprobierte. Zur Demo wurde der Gesang eines „all-black, gay gospel choir from New York“ hinzugefügt, wie die Plattenfirma es so schön beschreibt. So entstand ein beherzter Chor-Gesang, der all ihre Lieben zum Seelenfrieden aufruft.
„Siren Song“ wiederum führt die Konflikte zwischen Pearl und Natasha fort. Die Gedanken schwanken zwischen dem Begehren einer perfekten, gesunden und unschuldigen Liebe und der Angst vor der Zerstörung, die diese Liebe durch emotionale Sabotage anrichten könnte. Genau dieser Widerspruch zeichnet sich auch in der Musik ab, die zwischen zarten Klavier-Akkorden und pulsierenden Streichern, Flöten und wilden Trommelschlägen wechselt. Auffallend auf „Two Suns“ ist eine extreme Hinwendung zu elektronischen Klängen. Auch „Pearls Dream“ durchzieht ein eben solcher, tanzbarer und poppiger Elektronik-Beat. Mit den sphärischen Stimmüberlagerungen und den elektronischen und doch natürlich wirkenden Klängen erinnert sie hier, so wie auch an manch anderer Stelle auf dem Album, an das vor kurzem erschienene Solo-Debüt der The-Knife-Sängerin Karin Dreijer Andersson, alias Fever Ray.
Trotz all der positiven Eigenschaften von „Two Suns“ und der Feststellung, dass es ein außergewöhnlich gutes Album ist, kommt es dennoch nicht ganz an die überzeugende Kraft von „Fur And Gold“ heran. Vielleicht sind es doch die eingängigeren Melodien von Über-Songs wie „Prescilla“, „Horse And I“ und auch „What's a Girl to Do?“, die es noch einen winzigen Tick besser gemacht haben. Aber nichtsdestotrotz ist es ein absolutes Muss, sich auf „Two Suns“ einzulassen und sich auf die Reise mit Natasha und Pearl zu wagen.
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