Rezension

Band Of Horses

Everything All The Time


Highlights: Wicked Gil // The Funeral // The Great Salt Lake // St. Augustine
Genre: Indie
Sounds Like: My Morning Jacket // Built To Spill // The Shins // The Wrens

VÖ: 24.03.2006

Dieses Gefühl kennen sicherlich die meisten: Ein kurzer Blick, und man ist verloren. Ein anderes Gefühl, was, das kann ich hier unter uns Musikliebhabern ruhig sagen, nicht minder schön ist (oder zumindest fast), ist es, ein Lied zu hören und auf der Stelle zu wissen, dass man sich das Album kaufen, Termine absagen und es sich einfach immer und immer wieder anhören muss. So ging es mir vor einigen Monaten, das Jahr war noch jung, mit einem Lied der vier Musiker aus Seattle, die ihr Debüt "Everything All The Time" (ein hoher Anspruch) auf keinem geringeren Label als Sub Pop zu jener Zeit weltweit veröffentlichten. "The Funeral" hieß der Song und ja, er begeistert mich heute noch wie damals. Nur, als ich diese fünf Minuten der Schönheit das erste Mal gehört habe, habe ich noch nicht im Traum daran gedacht, dass das dazugehörige Album von solchen emotionalen, bald hymnischen Songs fast platzt.

Zehn Stücke, 36 Minuten und wirklich keine Sekunde zu lang. Ihr kennt diese zwei, drei absoluten Übermomente auf einem Album? Die gibt's hier pro Song. Kaum hat man sich von einem erholt, folgt der nächste. Die Produktion, der gesamte Klang des Albums ist ein einziger Genuss. Alles in allem melancholisch, dabei niemals hoffnungslos oder verzweifelt.

"The First Song", wie sollte es auch anders sein, die Band heißt ja schließlich Band Of Horses und nicht Band Of Clowns, leitet die CD ein und gibt dem Hörer durch seine träumerischen Gitarrenwänden sofort ein Gefühl, sich unter Wasser zu befinden. Es ist ein warmes und vertrautes Gewässer, in dem man sich entspannt und die Sorgen mal getrost Sorgen sein lässt. Direkt im Anschluss heißt es Auftauchen für zwei der wohl knackigsten Indie-Hits des Jahres: "Wicked Gil" mit seinem rührenden Refrain und "Our Swords" mit der unglaublichen Bassline. So, jetzt wieder tief Luft holen und abtauchen, das bereits erwähnte "The Funeral" ist an der Reihe. And every occasion, of im ready for the funeral, every occasion, of one billion day funeral. Also falls auf meiner Beerdigung Musik laufen sollte...

Was die weiteren sechs Lieder mit sich bringen? Keinen Qualitätsabfall. Ein bisschen mehr Folk. Die damit verbundenen Akustikgitarren erinnern an The Shins. Die bekanntermaßen zwei Jahre vorher das vielleicht beste Album des jungen Genres hervorgebracht haben. "St. Augustine" wäre selbst auf jenem "Chutes Too Narrow" ein absolutes Highlight. Das ist Musik. So muss eine Platte klingen. Punkt.

Paul Weinreich

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