Rezension

Baby Dee

Safe Inside The Day


Highlights: Flowers On The Tracks // The Earlie King // A Compass Of The Light
Genre: Kammer-Pop
Sounds Like: Bonnie "Prince" Billy // Antony & The Johnsons // The Divine Comedy

VÖ: 21.01.2008

Die ersten Takte des eröffnenden Titeltracks auf Baby Dees „Safe Inside The Day“ erinnern an Joshua Kadison. Doch sobald Miss Dee zu singen beginnt, weiß der Hörer, dass ihn hier großes erwartet. Wenn ihm dann in „A Compass Of The Light“ die Tränen in die Augen steigen, preist er Baby Dee und ihre Kollaborateure Will Oldham, Matt Sweeney und Andrew W. K.

Von Oldham und Sweeney in Szene gesetzt, bietet Baby Dee ein grandioses Werk dar, das zwischen Kabarett-Pop, Tom Waits und barocker Inszenierung eines klassischen Folk changiert. So transportiert die als Junge geborene Baby Dee Geschichten ihres Lebens, katholizistisch angehauchte Mythen und lyrischen Expressionismus. Am nächsten kommt der Hörer Dee in „Big Titty Bee Girl (From Dino Town)“, dem allein am Klavier begleiteten Comedy-Song, der die ruhige zweite Hälfte des Albums einleitet. Das als Barock-Volkslied inszenierte „A Christmas Jig For A Three-Legged Cat“, das ebenfalls klassischer Liedführung folgende, um Harfen- und Pianostuck erweiterte „Flowers On The Tracks“ sowie der dritte ohne Text auskommende Song „Bad Kidneys“ – ein jazziger Trauermarsch – verbreiten eine eigene, tiefe Stimmung, die den Hörer sich in sich verirren lässt.

„Safe Inside The Day“ beeindruckt durch die mühelose Leichtigkeit, mit der verschiedene alte und neue Stile, scheinbar Widerstrebendes zu einem harmonischen Ganzen verbunden werden. Seien es die tragischen Piano-bestimmten, mit zarten und wiewohl expressiven Streichern verzierten „You'll Find Your Footing“ und „A Compass Of The Light“, seien es der Bar-Blues „Fresh Out Of Candles“, die Kabarett-Nummern „The Dance Of Diminishing Possiblities“, „Teeth Are The Only Bones That Show“ und der Schleicher „The Earlie King“: Verbunden mit Dees zwischen Hauchen und Schreien, zwischen satanisch und liebevoll die Tonleiter auf- und abklimmenden Gesang reiht sich dies Album ein in eine Reihe, in der bisher Rufus Wainwright, Antony and the Johnsons oder aber auch The Dresden Dolls stehen. Im Nachklang des Hörens mag ein Weill’scher Kabarett-Eindruck überwiegen, doch tatsächlich erschaffen Baby Dee und ihre Helfer viel mehr als das, ist „Safe Inside The Day“ ein vielschichtiges „kleines Meisterwerk“.

Oliver Bothe

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