Rezension

Azure Ray

Drawing Down The Moon


Highlights: Don't Leave My Mind // Larraine // On And On Again
Genre: Dreampop // Singer/Songwriter
Sounds Like: Maria Taylor // Orenda Fink // Rilo Kiley // Trespassers William

VÖ: 22.10.2010

Es ist schon einige Jahre her, da war Saddle Creek DAS Label der Stunde. Ein kleines Künstlerkollektiv haute auf einmal, in einem nicht enden wollenden Strom, eine Spitzenplatte nach der anderen raus. Kopf war ein gewisser Conor Oberst, der binnen Wochen zur absoluten Generationenfigur hochstilisiert wurde und der das neue Sprachrohr der Jugend sein sollte. Wie es aber eben manchmal so im Leben kommt, verblasste der helle Saddle-Creek-Stern nach und nach. Oberst machte sich immer rarer, die anderen Projekte konnten nicht an vergangene Großtaten anschließen und manche Bands wie Azure Ray legten gar eine komplette Sendepause ein.

Jetzt allerdings richtet sich seit längerer Zeit der Fokus der Aufmerksamkeit mal wieder etwas stärker auf Omaha, Nebraska, denn Maria Taylor und Orenda Fink haben nach fünfjähriger Auszeit mit zahlreichen Soloalben ebendiese Azure Ray zurück ins Leben gerufen. „Drawing Down The Moon“ ist das vierte Album der beiden Grazien mit den so unverschämt schönen Stimmen und irgendwie ist es so, als wären sie nie weg gewesen. Ein Umstand, den man sowohl positiv, als auch negativ, interpretieren kann. Mit beiden Sichtweisen liegt man in diesem Falle richtig.

Zuerst einmal sollte an dieser Stelle noch einmal ganz klar festgehalten werden: wenn irgendwer tatsächlich Männerherzen (und selbstverständlich auch Frauenherzen...) zum Schmelzen bringen kann, dann diese beiden lieblichen Engel Maria Taylor und Orenda Fink. Azure Ray haben absolut nichts von ihrer betörenden, verzaubernden Art verloren und ehe man sich versieht, liegt man den beiden Frauen schon nach wenigen Songs wieder zu Füßen. Auch musikalisch hat sich nicht viel geändert. Vielleicht einen Tick elektronischer sind sie geworden, aber grundsätzlich präsentieren sich Taylor und Fink immer noch im gleichen dreampoppigen Gewand.

So weit so gut. Leider haben Azure Ray, besonders auf der zweiten Hälfte des Albums, auch die Schwächen des Vorgängers „Hold On Love“ übernommen. Wie auf jenem wird dermaßen viel Puderzucker durch die Ohren geblasen, dass einige Songs doch sehr verschlafen und allzu lieblich rüberkommen und die traute Zweistimmigkeit irgendwann Gefühle von fieser Langeweile aufflackern lassen. Richtig magische Momente lassen sich so abermals nur vereinzelt finden. Aber immerhin gibt es sie noch, so dass „Drawing Down The Moon“ letztendlich zwar ein ziemlich durchwachsenes Comeback bleibt, aber die Freude über die Rückkehr von Azure Ray dann doch überwiegt.

Benjamin Köhler

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