Rezension

Azari & III

Azari & III


Highlights: Indigo // Infiniti // Undecided // Hungry For The Power
Genre: Techno // Elektropop // House
Sounds Like: Tensnake // Friendly Fires // Hercules And Love Affair

VÖ: 29.07.2011

Und schon wieder so ein Blog-Hype. Spätestens seit „Hungry For The Power“ und dem dazu gehörigen, krass polarisierenden Video, gehört das Debüt der sonst für Ihre Remixe gefeierten Kanadier von Azari & III zu den meist erwarteten Alben des Jahres. Als Unterstützung holte sich das Produzentenduo Farley & Lanza die männlichen Diven Fritz Elder und Cedric Gasaida ins Boot. 

Und die beiden sorgen für einen ungewöhnlichen Synthieeinstieg auf „Into The Night“, das mit triefenden Elektropop-Referenzen ein utopisches Bild von der unmittelbaren Zukunft zeichnet, das im Folgenden langsam zerstört werden soll. Denn bereits „Reckless (With Your Love)“ streift den Hedonismus ein Stück weit ab und leitet einen musikalischen Prozess ein, der die anfängliche Euphorie in eine monotone, stoische Atmosphäre verwandelt. In der Folge trifft 80er Acid auf zeitgenössische Techno-Beats, wird Popmusik zu so etwas wie Post-Pop, das von seinen starken Songs lebt, die sich frei in den vorgegebenen, aber flexiblen Grenzen des Genres bewegen. Jeder Track hat ein Eigenleben, das dieser Platte eine Dynamik verleiht und so zu einem einzigartig neuen Erlebnis werden lässt. Die Ohrwurm-Hooks in „Reckless“, die Deep-House-Samples in „Infiniti“, die epische Eröffnung von „Manhooker“ und das fast schon ravige „Undecided“ lassen das Debüt von Azari & III zu einer absolut perfekten Melange aus Album und Club-Mix werden. 

Hierbei wird der allgegenwärtige Hedonismus der Popmusik in 2011 aus seinem ursprünglichen Kontext gerissen. Elder, Gasaida, Farley und Lanza geht es nicht um das sinn- und sorgenfreie Feiern des Selbst, sondern um eine tiefergehende Art des Eskapismus, die einen tranceartigen Zustand einleitet, wie ihn Techno in seinen besten Momenten seit jeher mit sich bringt. 

Azari & III zeigen uns wie (Elektro-)Pop im Jahr 2011 klingen kann, den Blick stets zurück gerichtet, die Füße fest im Hier und Jetzt, dabei gedanklich aber immer ein paar Schritte voraus. Das Geheimnis der Kanadier und ihrer mutierten Variation des Elektro-/Technogenres könnte dabei die Unbedachtheit sein, mit der sie an die heilige Kuh Techno herantreten. Denn tatsächlich ist Toronto nicht gerade ein Techno Hot Spot und die Jungs kamen, wie Sänger Cedric offen zugibt, erst vor einigen Jahren in Kontakt mit dem Genre. ??Der daraus resultierende unbedarfte Umgang mit der Musik spendiert uns ein Album an der Schnittstelle zum Club-Mix, das trotz seiner düsteren Stimmung in jeder Serkunde melodiös und eingängig ist.

Andreas Peters

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