Rezension

autoKratz

Animal


Highlights: Always More // Speak The Silence // Can’t Get Enough // Past Your Heart
Genre: Elektronische Tanzmusik
Sounds Like: Daft Punk // Holy Fuck // Justice // Depeche Mode

VÖ: 19.06.2009

Die Achtziger sind zurück! Zumindest musikalisch scheint die Rückbesinnung auf Synthie-Pop und den elektronischen Sound des Jahrzehntes der Haircrimes wieder en vogue zu sein und auch die hippen Indiemädchen im Prenzlauer Berg Berlins tragen wieder Leggins. Gut finden kann man letzteres eher selten, was jedoch musikalisch 2009 mit 1985 verbindet, ist derzeit mehr als spannend. Allen voran unsere Nachbarn im Westen, die Franzosen, scheinen das mitbekommen zu haben. Labels wie zum Beispiel Kitsuné mit ihren Künstlern wie La Roux und Beni scheinen derzeit voll auf dem Trendzug mitzufahren. Nun präsentieren sie mit autoKratz das nächste Release, welches irgendwie klingt wie Daft Punk und Depeche Mode zugleich - aber ohne Pathos.

„Always More“ eröffnet „Animal“ und wer spätestens beim zweiten Durchhören immer noch nicht vom Clubpotential dieses Stückes überzeugt ist, sollte sich eindeutig andere Lieblingsgenres suchen. Gut, „Stay The Same“ hat das Wiederholungsprinzip einer Melodie schon leicht überreizt, kann man sich schenken. Markant dabei sind neben den überdrehten Synthies die verzerrten Stimmen, die die schon genannte Nähe zu Daft Punk hervorrufen. Ein absolutes Highlight hingegen ist „Speak The Silence“. Nach einem ersten „das kenn ich doch“ (zb. von „John The Revelator“, Depeche Mode“) folgt ein „oh geil, Nintendosounds“ und später die Erkenntnis, wie Prodigy auf halber Geschwindigkeit klingen. Unglaublich, wie so viele Wendungen in viereinhalb Minuten Platz finden. „Can’t Stand Without“ liefert unkomplizierten Diskopop. „Can’t Get Enough“ ist verdreht und laut wie ein frühzeitliches Videospiel. Von überall her lärmt und fiept es, treibende Beats jagen von einer Tanzbewegung zur nächsten (beispielsweise in „Past Your Heart“), wobei es völlig unmöglich ist, jeden Impuls körperlich umzusetzen.

autoKratz schaffen es, aus vermeintlich ausgetretenen, billig klingenden Soundschnipseln eine komplexe Anordnung zu schaffen, die dem aktuellen Trend zur Rückbesinnung auf ein dunkles Kapitel der Musikgeschichte ein wenig Hoffnung verschafft, dass daraus kein schlimmes Fönwellenfrisurrevival samt dazugehöriger Sounds wird. autoKratz stehen vielmehr, wie auch La Roux, dafür, sich auf einige Interessante Elemente der Zeit zu berufen und diese ins Heute zu transportieren.

Klaus Porst

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