Man mag es kaum glauben, dass Austin Lucas eine Vergangenheit als Punk-Musiker hat. Freilich haben schon viele Musiker in ihrer Karriere eine musikalische Kehrtwende gewagt. Wenn man aber Austin Lucas’ lupenreinen Country hört, ist man doch ein wenig überrascht von seinem musikalischen Werdegang. Vermutlich war es der Einfluss seines Vaters, des Countrymusikers Bob Lucas, der ihn letztlich wieder zurück zu dieser traditionellen amerikanischen Musik führte.

Mit „A New Home In The Old World“ legt der Amerikaner bereits sein viertes Album vor, auf dem er seinen verspielten und zugleich sehr traditionsbewussten Stil pflegt, auf dem übrigens auch sein Vater die Finger im Spiel hatte. Austin Lucas’ Musik lebt vor allem von seinem dominanten, aber stets gefühlvollen Gesang. Besonders im Duett mit Chloe Manor weiß seine Stimme zu überzeugen. „Run Around“ legt gleich zu Beginn ein flottes Tempo vor, in „Sit Down“ dreht sich alles um schwelgerische Pedal-Steel-Klänge und „Nevada County Line“ zeigt, dass Austin Lucas auch die ganz zurückgenommenen Country-Balladen liegen. In „Sleep Well“ hat die Fidel einen ihrer großen Augenblicke. Sie tänzelt umher, lockert den Song durch Pizzicati auf und verleiht ihm einen wunderbar beschwingten Charakter. Im Grunde können über Austin Lucas’ gesamte Band nur lobende Worte verloren werden. Das Zusammenspiel der Musiker funktioniert absolut unbeschwert und selbstverständlich und trägt einen großen Teil dazu bei, dass Austin Lucas’ Musik glaubwürdig wirkt und nicht inszeniert klingt. Allenfalls lässt sich kritisieren, dass sich Songs wie „Thunder Rail“, und „The Grain“, in denen sich die E-Gitarre in den Vordergrund drängt, sich nicht so recht einfügen wollen und den Fluss des Albums ein wenig stören.

Man muss sich im Klaren darüber sein, dass „A New Home In The Old World“ ein reines Genrealbum ist, mit dem wohl nur derjenige etwas anfangen kann, der dem Country nicht abgeneigt ist. Freunde von Country und Americana sollten Austin Lucas’ viertem Album jedoch ein Ohr schenken, denn auch wenn „A New Home To The Old World“ in seiner Gesamtheit nicht komplett gelungen ist, findet man hier doch eine Menge wunderbarer Songs, die nicht nur auf handwerklichem Level überzeugen. Austin Lucas lebt für seine Musik – das steht außer Frage.

Kilian Braungart

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