Rezension

Auditorium

Be Brave


Highlights: I'm The Enforcer // If Your Girl Sings Loud // Saturday Soldier // Girls Will Love Your Lips // New York Sky // Smile // Oh, My Desperate Soul
Genre: Folk-Pop // Glam-Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Elliott Smith // The Mountain Goats // Guided By Voices // Queen

VÖ: 18.01.2011

Hinter Auditorium verbirgt sich Spencer Berger, unter anderem Drehbuchautor, Schauspieler und – deshalb findet er sich hier wieder – Musiker. Auditorium ist eigentlich nur ein Typ mit Gitarre – und doch so viel mehr. Schon seit seiner Veröffentlichung zu Beginn des Jahres stellt einen Bergers Debütalbum, das einem in gerade mal einer halben Stunde 14 Songs um die Ohren haut, vor Rätsel. Bei jedem Hördurchgang kommen sie wieder auf, diese Fragen, und weil sein Debüt selbst nach unzähligen Durchläufen noch besser wird, drängen sich diese Fragen mit zunehmender Vehemenz auf. Wie kann es sein, dass ein mit derart einfachen Mitteln entstandenes Album voller reduziert arrangierter Songs so eigenständig und unverwechselbar klingt, dass man beim Grübeln über vergleichbare Musik verzweifelt? Wie kann ein Album so leichtfüßig und dramatisch, so geistreich und zugleich so bedingungslos ehrlich sein wie diese halbe Stunde Musik?

„Be Brave“ heißt Auditoriums Erstling, und kein anderer als Spencer Berger selbst könnte wohl besser in Worte fassen, warum: „...as the album took shape, that seemed to be running underneath (the theme of bravery) almost all of the songs. Specifically the kind of bravery it takes to love, whether that's loving another person, or caring deeply about something you're working on. Because once you feel that, there's no turning back. And there's always that chance you're going to get your heart ripped out of your chest.“ Genau dieser Mut, seiner Vision zu folgen, drei Jahre an diesen Songs zu schreiben und genau das zu tun, was sein Herz ihm sagt, ist es wohl, mit dem sich alle Fragen an diese Musik beantworten lassen, auch wenn diese Antwort in ihrer Abstraktheit und Universalität nicht wirklich befriedigend ist. Das Projekt „Auditorium“ hätte durchaus scheitern können und es kann sich wohl auch nicht jeder mit Bergers exaltiertem Gesang anfreunden, dem man den Einfluss seiner Vergangenheit als Opernsänger deutlich anhört. Doch dieser Musiker aus Los Angeles weiß ganz genau, was er will, er wagt alles – und erreicht alles.

Die Dramatik des ganz normalen Lebens, das wir alle Tag für Tag leben, liefert den Stoff für die Songs von „Be Brave“. Die Liebe und all die Hoffnungen und Enttäuschungen, die mit ihr einhergehen können, die Schwierigkeiten, sich über seine eigenen Gefühle klar zu werden und diese auch zuzulassen, die schlaflosen Nächte, vor die einen die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen stellen kann – das sind alles Dinge, die auch Spencer Berger auf „Be Brave“ beschäftigen. Songs wie „Oh, My Desperate Soul“ oder „Girls Will Love Your Lips“ mögen in ihrer Offenheit und Direktheit auf einige zu plakativ wirken. Um zu verstehen, dass Berger trotz all der ironischen Formulierungen, mit denen er seine Songs spickt, im Wesentlichen aber auch wirklich das meint, wovon er hier singt, dafür muss man ihm einfach nur zuhören. Die Leidenschaft, welche Bergers Gesang stets in sich trägt, macht jeden Song auf „Be Brave“ zu einem Erlebnis, ganz egal, wie gefällig und einfach dieses Album im ersten Moment wirken mag. „There's no sense in planning for joy“ singt Spencer Berger in seinem Song „Sunday“. Nachdem man dieses trotz all seiner Tragik unheimlich euphorisierende Stück Musik gehört hat, muss man ihm da eindeutig widersprechen.

Kilian Braungart

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Video zu "I'm The Enforcer":
Video zu "If Your Girl Sings Loud":

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