Rezension

Astronautalis

Cut The Body Loose


Highlights: Running Away From God // Kudzu // Attila Ambrus
Genre: Indie-Rap
Sounds Like: 13 & God // Why? // Sage Francis

VÖ: 13.05.2016

Charles Andrew Bothwell, besser bekannt als Astronautalis, ist so etwas wie der Tausendsassa des Rap. Er ist Fotograf, Reiseschriftsteller, Harley-Fahrer. Nicht zuletzt stellte er sogar schon einmal bei der Biennale in Venedig aus. Hört sich ziemlich sophisticated an – ist es auch.

Das neue Album „Cut The Body Loose“ folgt auf die Indie-Rap-Liason zusammen mit Bon Ivers Justin Vernon. Deren Ergebnis, „De Oro“, hörte sich ganz anders an als das von Astronautalis Gewohnte. Und dennoch behauptet Bothwell, die Zusammenarbeit mit Vernon habe den Entstehungsprozess des – jetzt wieder eher klassisch Astronautalis-mäßigen – neuen Albums beeinflusst. Vielleicht war der Erfolg von „De Oro“ nicht ganz unschuldig daran, dass „Cut The Body Loose“ in Vernons Studio in Wisconsin aufgenommen wurde. Also im Norden.

Interessanterweise geht es thematisch jedoch viel eher um den Süden. Bothwell beschreibt das mit den Worten: „Mir wurde ziemlich früh klar, dass diese Platte vom Süden handeln würde, in, um und in dessen Nähe ich aufgewachsen bin, aber auch vom Süden meines Vaters, meiner Mutter, vom Süden der Vergangenheit und der Zukunft, von der Magie, der Mystik, dem Horror und der Tragödien mit ihrer seltsamen, schwitzigen, abgefuckten Schönheit, die dem Süden innewohnt.“

Das Ergebnis kann sich hören lassen. Astronautalis räuberte – im positiven Sinne – nicht nur in seiner eigenen musikalischen Jugend, sondern ergründete jeden Winkel der musikalischen Vergangenheit des Südens der USA. Und so finden wir Anklänge an traditionellen New Orleans Jazz genauso wie Erinnerungen an Football-Halbzeit-Kapellen.

Teilweise ist der Sound eher aggressiv, jedoch nie pessimistisch. Zum Beispiel in „Running Away From God“, das die Geschichte einer Hochzeit in New Orleans kurz nach dem verheerenden Hurricane Katrina erzählt. Bothwell, der selbst zu jener Zeit in New Orleans war, ist voller Bewunderung für die positive Energie der Menschen, die sich auch von solchen Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lassen: „Das große Thema das Albums ist es, Menschen in äußerst widrigen Umständen dabei zuzusehen, wie sie die Dinge in die Hand nehmen und noch immer die Kraft finden, zu tanzen, sich zu verlieben oder Kunst zu erschaffen.“

Dieses Thema klingt vom ersten Ton an mit. „Cut The Body Loose“ ist voller Indie-Hip-Hop-Perlen, teils brachial und doch immer hoffnungsvoll.

Christoph Herzog

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