Rezension

Apparat

The Devil's Walk


Highlights: Goodbye // Candil De La Calle // Ash/Black Veil
Genre: Elektro-Pop // Dream Pop
Sounds Like: Junior Boys // M83 // Sigur Rós // Raz Ohara

VÖ: 23.09.2011

Goodbye Dancefloor! Sascha Ring, aka Apparat, veröffentlicht zwar weiterhin auf seinem eigenen Label Shitkatapult allerhand House- und Techno-Acts, doch ihn selbst zieht es musikalisch in andere Gefilde. Verträumte Hörer statt verschwitzte Leiber scheint die neue Intention von Ring zu sein, und wie ernst es ihm damit ist, konnte man bereits vor einigen Monaten erkennen, als ausdrücklich „Apparat + Band“ auf den Tourplakaten zu lesen war. „The Devil’s Walk“ setzt die neue Zielsetzung dann auch konsequent um, vielleicht etwas zu konsequent.

Man merkt Apparat das Bemühen, aus der alten Haut zu schlüpfen, deutlich an. Auch wenn das musikalische Grundgerüst immer noch elektronisch ist, wird deutlich mehr Wert auf analoge Instrumente gelegt. Dadurch erhalten die bereits früher schon detaillierten Sounds noch einmal ein Upgrade und unterstreichen, welch ein Ausnahme-Produzent Sascha Ring ist. Bis auf einen Gastbeitrag von Anja Plaschg alias Soap & Skin übernimmt Ring sogar selbst die Vocals und so viel sei gesagt: das macht er gar nicht mal schlecht, ganz im Gegenteil.

Nein, die Schwäche von „The Devil’s Walk“ liegt – und man muss er leider so hart sagen – am ziemlich langweiligen Songwriting. Dass dieses bei derlei elektronischer Popmusik mehr gefordert ist, hat Apparat sicher erkannt, allerdings alles andere als erfolgreich umgesetzt. Der Großteil der Songs versandet nach vielversprechendem Beginn im bedeutungslosen Nirgendwo, weil schlicht und ergreifend zu wenig passiert, um so etwas wie Spannung zu erzeugen. Das ist deshalb so ärgerlich, weil die Stücke durchaus Atmosphäre und Tiefe besitzen – ihnen fehlt nur der zusätzliche Touch, der sie besonders macht. Das Sigur-Rós-Zitat „Escape“ ist ein Paradebeispiel für dieses Versäumnis. Trotz schönen Aufbaus und Streichereinsatzes wird hier einfach der Moment des Ausbruchs verpasst und der Song zieht sich wieder schüchtern zurück, bevor er aus sich herausgehen kann.

Dass es auch anders geht, zeigen zum Beispiel „Candil De La Calle“ und das großartige „Ash/Black Veil“. Hier spielt Apparat mal etwas mit dem Tempo und gewährt mehr Freiheiten, was den Songs und gerade dem Album an sich richtig gut tut. Leider bleiben das die Ausnahmen und obwohl auch manche der stringenteren Kandidaten („Song Of Los“, „Goodbye“) durchaus überzeugen können, hätte man durchaus ein wenig mehr von „The Devil’s Walk“ erwarten können. Vielleicht muss sich aber auch Apparat erst mal an eine andere Herangehensweise gewöhnen, allerdings hofft man insgeheim doch, dass der DJ-Kicks-Beitrag letztes Jahr nicht der letzte Beat auf dem Tanzparkett war.

Benjamin Köhler

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