Rezension

Apostle Of Hustle

Eats Darkness


Highlights: Eazy Speaks // Soul Unwind // Xerxes // Blackberry
Genre: Indie-Musical
Sounds Like: Broken Social Scene // Animal Collective // Calexico // The Most Serene Republic

VÖ: 19.06.2009

Apostle Of Hustle melden sich dieser Tage mit einem neuen Album zurück. Auf "Eats Darkness" geht es ganz schön rauf und runter. Langweilig sollte es dem Hörer also nicht werden. Nach dem 30-sekündigen Intro, voller Auto-Crash- und Maschinengewehr-Geräusche und einer überaus aggressiv fluchenden Frauenstimme, beginnt der nächste Song. “Eazy Speaks” erleichtert den Hörer mit seiner federleichten, beschwingten Gitarrenmelodie, die an die Strokes in fröhlich erinnert, ungemein. Die einsetzenden Vocals klingen nach Arcade Fire mit weniger Melancholie in der Stimme, und wenn die Percussion und die Gitarre sich zu einer netten Melodie verschmelzen, hört sich das nach den sommerlichen Songs von Vampire Weekend an. Nach dem derben Intro wirkt eben alles locker-leicht und fröhlich.

Wenn man allerdings über das Gesamtkonzept des Albums Bescheid weiß, wird deutlich, dass in Wirklichkeit gar nicht alles so fröhlich ist, wie es scheint. Das Album dreht sich im weitesten Sinne um „Krieg“: Den kleinen Kampf im alltäglichen Leben, bis hin zu ausartenden Konfliktsituationen, von kleinen „warlords“ über das Versagen des Menschen im Alltag, über die Macht der Industrie, bis hin zum kritischen Blick auf Guantanamo. Andrew Whiteman könnte seine eigene Musik kaum treffender beschreiben: „Battles, from the macro to the micro; songs about tactics and attitudes needed in life during wartime. Each track is like tapas at the banquet of conflict.” Ein Buffet also, das allerhand bietet: von auf der Zunge zergehenden leckeren Häppchen über scharfe Antipasti, die einen umhaut, hin zu Klößen, die einem im Hals stecken bleiben können.

Durch das bunt gemischte Angebot herrscht ein ständiges Auf und Ab auf „Eats Darkness“. Schockierende Einspieler mischen sich unter lebensfroh scheinende Popsongs und wirken dennoch nicht aufdringlich. Die Entstehung des Konzeptalbums erklärt „Arts & Crafts“, Apostle Of Hustles Label, folgendermaßen: „The greatest art is often drawn from the darkest of experiences: Consuming darkness to expel light.“ Apostle Of Hustle nutzen die Auseinandersetzung mit unschönen Gedanken, um daraus etwas Schönes zu erschaffen: als Hoffnungsschimmer für die Zukunft oder als nostalgischer Rückblick. Und auf jeden Fall als Motivierung für den Hörer. Die kann man schon beim Album-Artwork finden: Eine auf einem verrußt wirkenden grell-blauen Tümpel schwimmende schwarze Ente scheint den dunkel gehaltenen Hintergrund, mitsamt Fliegerbomben und düsteren Industrie-Landschaften, in sich aufzusaugen, um hinter ihr einen ausufernden leuchtenden Regenbogen-Strahl aus sich heraus zu schießen: Consuming darkness to expel light!

„Soul Unwind“ beginnt mit jazzigen Bläsern, die die „Soul Unwind! Soul Unwind!“-Gesänge einleiten, welche sich durch das ganze Lied ziehend und durch ihre charmante Mehrstimmigkeit und karibischen Rhythmen tatsächlich die Gedanken zum Schweben bringen und… ja, die Seele entspannen lassen. „Sign“ dagegen ist ein verstörendes Zwischenspiel, mit Schuss- und Explosionsgeräuschen, Stimmenzusammenschnitten und Schreien. „Perfect Fit“ schießt eher mit an Spielkonsolen angeschlossenen Laserpistolen um sich. Der treibende Beat, der sich durch den Song zieht, verleiht ihm unheimlich viel Bewegung, die wiederum zum Tanzen verleitet.

„Xerxes“ kommt locker flockig daher und ist der perfekte nette Indie-Song für Zwischendurch. Direkt im Anschluss folgt „What Are You Talking About?“, ein gerade mal 25 Sekunden langer Einschub, der den Hörer durch zerbrechende Glasscheiben in einen Underground-Boxring mit nimmt. „Blackberry“ bildet einen wunderschönen Abschluss des Albums und erinnert in Teilen an verträumte Songs der kanadischen Kollegen Stars.

Mit seinen 35 Minuten ist das Album nicht gerade lang geworden, aber dafür umso intensiver. Ein Batzen intelligenter Indie-Musik, der niemanden unberührt lassen sollte.

Marlena Julia Dorniak

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