Rezension

Amy Winehouse

Back To Black


Highlights:
Genre: Soul
Sounds Like: The Supremes // Joss Stone // Lily Allen // Katie Melua // Aretha Franklin // Diana Ross // Beyonce // Shirley Bassey // Billie Holiday // Britney Spears // Norah Jones

VÖ: 09.03.2007

Ja, ja. Das Album ist nett. Vielleicht sogar toll. Wenn man denn auf Soul steht. Aber müssen die britischen Medien wirklich alles so aufblasen?

Amy Winehouse, ebenso bekannt für ihre alkoholischen Eskapaden, wie für ihre Musik. Des Weiteren ein neuer Darling nicht nur des NME. Die Deutschland-VÖ von Single und Album liegen strategisch geschickt im Umfeld des Starts von „Dreamgirls“ im Kino. Wenn sich die Öffentlichkeit schon mit den Sechzigern und Siebzigern, mit Motown-Sound und den Supremes auseinandersetzt, dann bitte gründlich. Und bitte auch die 00er Kopie kaufen.

OK, das ist etwas bösartig formuliert. Ebenso wie der Bezug zu Britney in „Sounds like“, klingt Amy Winehouses Soul, ihr Blues, doch gerade überhaupt nicht nach unserem gerade als Glatzkopf wiedergeborenem Luxus-Schneckchen. Luxus und Alkohol sind die einzigen Verbindungspunkte zwischen den beiden Jungspunden. Amy schreibt ihre Songs selber, füllt sie mit eigenem Erleben, wahren Gefühlen. Britney hingegen? Egal, sagen wir es so: Bei ihr ist das Entzugsproblem echt, bei Amys „Rehab“ wird es übermäßig als Publicity-Maßnahme ausgeschlachtet.

Festgehalten werden muss, unabhängig von idiotischen Vergleichen, diese Musik ist Soul im tiefsten Wortsinne. Sie geht runter wie Honig, schmiert die Gefühle, macht das Leben erträglich. Berührt und bringt ein Grinsen auf das depressivste Gesicht. Du hast eine Erkältung? Variante 1: Ein Glas Whiskey mit Honig, Ingwer und heißem Wasser oder…Variante 2: „Back To Black“ hören. Du wirst Dich besser fühlen. Wenn oben Amy als Kopie beschimpft wurde, stellte das eine Lüge dar. Eine Kopie beinhaltet keine so echten Gefühle, keine so in der Musik verwurzelte Künstlerin. Sie verbindet nicht so subtil („You Know I’m No Good“) aktuelle Beats mit dem Klang der Vergangenheit und schreibt kein „Mr. Bojangles“ für das neue Jahrtausend („Me & Mr. Jones“). In ihr würden Reggae-Elemente nicht klingen, als sei Reggae noch Zukunftsmusik („Just Friends“). Auch würde sie dich nicht so berühren, auf einer Ebene wie es popmusikalischer Soul heute kaum noch tut, in seiner Plastikhaftigkeit zwischen Destiny’s-Child-Abkömmlingen und Latin-Disco.

Wenn dem so ist, wieso lasse ich mir die Musik dann durch einen kleinen Hype um - oder die Chance eines Charterfolgs für die Künstlerin - zerstören? Weil es so übertrieben ist, weil auf ihre Kosten Missmanagement bei anderen Künstlern gekittet werden soll? Ich weiß es nicht. Es bleibt die Empfehlung: Anhören und bei „Love Is A Losing Game“ mitschwelgen.

Oliver Bothe

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