Rezension

Amatorski

From Clay To Figures


Highlights: Wild Birds // Deer In The Wood // She Became A Ballerina
Genre: Electro-Pop // Post-Rock
Sounds Like: Hundreds // múm // God Is An Astronaut

VÖ: 18.04.2014

Der Bandname Amatorski leitet sich vom polnischen Wort für „amateurhaft“ ab, was auf eine Lo-Fi- und DIY-Attitüde schließen lässt. Umso verwunderlicher ist es daher, dass die belgische Band mit ihrem zweiten Album „From Clay To Figures“ höchst professionell auftritt. Wunderbar ausgewogen produziert, mit einem schnieken Artwork versehen, und es gibt sogar einen Kurzfilm, der die Aufnahmen dokumentiert. Oder ist das gar keine plötzliche Professionalität, sondern vielmehr schlichtweg das Ergebnis von leidenschaftlicher Arbeit und viel Herzblut?

Die Karriere der Band begann – sehr 2000er – mit dem Erreichen des Finales eines Band-Contests namens Humo's Rock Rally, womit sie in bester Gesellschaft mit anderen belgischen Bands wie Goose, Mintzkow, The Black Box Revelation oder gar dEUS sind, die allesamt dort ihren ersten Schritt zum Aufstieg in den Rock-Olymp taten. Und doch klingen Amatorski ganz anders. Ihre Musik ist eine schwelgerische, traumwandelnde – eine, die irgendwo zwischen Trip-Hop, Electro-Pop und Prog taumelt. Da gibt es die sanften, schon fast scheu wirkenden Stücke wie „Fragment“ oder „Deer In The Wood“, dann schmuggelt sich aber auch ein an Explosions In The Sky oder Mogwai erinnerndes „She Became A Ballerina“ in die Tracklist. Zum Ende des Albums hin wird der Sound zunehmend kühler und elektronischer, bis das Experimental-Stück „+=+=+=+=+=+=+=+=+“, das nicht nur durch den eigentümlichen Titel an Dillons „_________________“ erinnert, mit seinem metallischen Scheppern eine ganz andere Farbe an die Leinwand des Albums wirft. Gerade dieses Stück und die Zwischenspiel-artige Spieluhr-Melodie von „Boy/Girl“ stehen für die unglaubliche Vielgestaltigkeit der Musik von Sängerin Inne Eyerman und Gitarrist Sebastiaan Van den Branden, gliedern sie das Album doch in drei Blöcke, die gleichermaßen ineinander fließen und sich doch deutlich voneinander unterscheiden.

Auch wenn die Songs auf „From Clay To Figures“ sich doch schon etwas offener und weniger geheimnisvoll anhören als jene des Debüts „tbc“, so ist dennoch das Gefühl von schierer Weite jenes, das Amatorskis Soundlandschaften am ehesten charakterisiert. Selten schafft es Musik, gleichzeitig so zart und zurückhaltend zu sein und doch eine solche Größe auszustrahlen. Die Band aus dem Land der orange-beleuchteten Schnellstraßen schafft damit mit Leichtigkeit und Schwere den Anschluss an einige Kollegen aus Island oder Kanada. Dilletantisch? No way! Viel eher kann die Selbstbezeichnung als Amateure als charmante Bescheidenheit gesehen werden.

Christoph Herzog

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