Rezension
Alt-J
Relaxer
Highlights: In Cold Blood // Adeline // Hit Me Like That Snare
Genre: Indiepop // Elektropop
Sounds Like: Foals // Tame Impala // Wolf Alice // Grizzly Bear // Fleet Foxes // Glass Animals
VÖ: 02.06.2017
Quo vadis, Alt-J? Zwar ist „This Is All Yours” nun auch schon wieder drei Jahre alt, dennoch überraschte es viele, als spontan im März „Relaxer“ angekündigt wurde, samt erster Single „3WW“. Sehr sorgsam hatte das Quartett aus Leeds bislang gewerkelt, um nicht nur Alben zu schaffen, sondern konzeptuelle Epen, zusammen gehalten durch den Kitt eines alles verbindenden Sounds und vieler Zwischenspielereien. „3WW“ war und ist unverkennbar Alt-J und doch wird man aus diesem Stück nicht wirklich schlau. Es ist gerade in den Gesangsspuren disharmonisch, wirkt heterogen, es ist, als hätte man mehrere Stücke an unpassenden Stellen zusammen geklebt, dabei ist es genau das, was „Relaxer“ fehlt: Ein verbindendes Element.
Nur acht Titel finden sich in der Trackliste, knapp vierzig Minuten Spielzeit umfassend. Eine Konzentration aufs Wesentliche, denn mehr wirkliche Stücke fanden sich auch auf den vorangegangenen Alben nicht. Allein, das Puzzle passt nicht zusammen. Die Übergänge – bislang Stärke Alt-Js – sind nicht nur weggelassen, sondern komplett ignoriert worden. Dabei scheint es zudem, dass man es bei der Albumabmischung nicht hinbekommen hat, die Laut-Leise-Widersprüche vernünftig auszutarieren. Bestes Beispiel hierfür ist das Ende der sehr lauten Single „In Cold Blood“, welches sich mit Pauken und Trompeten verabschiedet, während das Cover (!) „House Of The Rising Sun“ auf gleicher Lautstärke kaum zu hören ist. Dreht man hoch, ist es die Punknummer (!) „Hit Me Like That Snare“, welche Minuten später die Ohren wegbläst.
Man kann Alt-J nicht vorwerfen, keine Kreativität mehr zu besitzen. Immernoch bilden sie Schicht um Schicht, ehe etwa ein „In Cold Blood“ in voller Blüte steht, erschaffen verrückte Aufbauten wie in der Ballade „Adeline“, welche schon beendet scheint, ehe es in wunderschöne Choräle aufgeht. Schon genanntes „Hit Me Like That Snare“ hingegen ist völlig irre und zitiert sich ohne Scham bis zu Iggy & The Stooges. In Ermangelung ablenkender, auffüllender Spielerei fällt es jedoch umso mehr auf, wenn gen Ende zwei Stücke im Grunde nur für ein gefälliges Ausfaden der Platte sorgen. „Last Year“ plätschert nur so vor sich hin und endet in einer Minute Stille, ehe „Pleader“ zwar viel probiert, im Grunde jedoch klingt wie eine Pathosballade im Stile von Enya.
Es bleibt die Erkenntnis: Alt-J können auch scheitern, vor allem an sich selbst. Es war klar, dass es nach zwei Meisterwerken nicht ewig so weitergehen konnte, dass irgendwann ein kleiner Niveauabfall kommen würde. Schade jedoch ist, dass „Relaxer“ in sehr vielen Ansätzen zeigt, dass Alt-J nach wie vor eine Band ist, die gutes Material schreiben kann, es jedoch versäumt, aus diesem einen Guss, einen stringenten Ablauf zu formen. Was bleibt sind acht neue Stücke, von denen die Hälfte sich mit dem bisherigen messen kann, die andere Hälfte aber eher Füllmaterial ist.
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