Rezension

Alexander

Alexander


Highlights: Let's Win! // Truth // In The Twilight // A Million Years
Genre: Folk // Freak-Folk // Blues // Singer-Songwriter // Jazz // Psychedelic
Sounds Like: Edward Sharpe & The Magnetic Zeros // Devendra Banhart // Bob Dylan // Herman Dune // The Byrds // The Cave Singers // Vetiver

VÖ: 03.06.2011

Was mag Alexander Ebert, den Kopf von Edward Sharpe And The Magnetic Zeros, dazu bewogen haben, sein Alter Ego „Edward Sharpe“ ruhen zu lassen und Musik unter seinem eigenen Namen zu machen? Dass er sein erstes Soloalbum schlicht „Alexander“ nennt, scheint jedenfalls Sinn zu machen – und zwar in mehrerlei Hinsicht. Dieses Album ist so sehr ein Soloalbum wie ein Album überhaupt nur ein Soloalbum sein kann. Alexander Ebert hat es komplett im Alleingang aufgenommen. Klarinette, Trompete und sogar die Violine – Ebert hat zuvor noch nie Violine gespielt – hat er selbst eingespielt. Auch textlich geht es in erster Linie um den Menschen Alexander und die Dinge, die ihn beschäftigen.

Dabei suggerieren die ersten Songs des Albums doch eher, dass es sich hier einfach nur um ein unterhaltsames und leicht verschrobenes Hippie-Folk-Album handelt. In „Let's Win!“ rumpelt, scheppert und klimpert es an allen Ecken und Enden, sogar seine eigene Stimme verfremdet er stellenweise mit diversen Effekten. Auch das nachfolgende „Awake My Body“ schlägt eine ähnliche Richtung ein. Wie ein klappriges Gefährt bewegt sich die von Ebert aus diversen Instrumenten, Vocals und Handclaps aufgebaute Soundkulisse etwas holprig, aber unaufhaltsam weiter. Umso überraschender nach diesem Albumeinstieg, der die kalifornische Sonne aufgehen lässt, ist „Truth“, der herausragende Song dieses Albums. Es berührt einen unmittelbar, wie Alex Ebert hier in an Sprechgesang erinnernder Weise vom Kampf gegen seine inneren Dämonen singt. Auch die Uptempo-Nummer „In The Twilight“ zeichnet sich durch Eberts verhaltenen und bei all dem fröhlichen Hintergrundgeklimper nachdenklich stimmenden Gesang aus. „Alexander“ schafft es irgendwie, ein sehr persönlich gehaltenes und intimes und zugleich ein ausgelassenes fröhliches Album zu sein. Wenn der Grat zwischen diesen beiden Polen besonders schmal ist und Ebert es schafft, beides in einem Song unter einen Hut zu bringen, ist sein Soloalbum besonders spannend.

Eine weitere Stärke von „Alexander“ ist es, dass es nicht nur viele verschiedene Emotionen, sondern auch diverse Musikstile unter einen Hut bringt. Alexander Ebert bewegt sich irgendwo zwischen 60s-Folk-Pop, Blues, Soul, klassischem Singer-Songwritertum und Freak Folk und macht daraus etwas Eigenständiges. „Old Friend“ ist an und für sich ein schlichter Folk-Song, der durch seine Inszenierung mit diversen Effekten erst richtig interessant wird. Auch wenn nicht alle Songs dieses Albums das selbe Niveau erreichen, so funktioniert es in seiner Gesamtheit doch sehr gut, obwohl es, oder gerade weil es so viele verschiedene Facetten hat. Nach dem Hören seines Soloalbums hat man das Gefühl, Alexander Ebert etwas besser kennengelernt zu haben. Wie auch immer seine musikalische Zukunft aussehen mag, ob er sich nun wieder seinem Alter Ego Edward Sharpe widmen wird oder nicht, dieser kleine Einblick in Alexander Eberts Innenleben in Form eines Soloalbums war sehr interessant und hörenswert.

Kilian Braungart

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Video zu "A Million Years":

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Stream/Download zu "Truth":
www.soundcloud.com/alexanderebert/truth

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