Rezension

Alex Cameron

Jumping The Shark


Highlights: Happy Ending // The Comeback // Take Care Of Business
Genre: New Wave // Dark Wave
Sounds Like: Ariel Pink

VÖ: 19.08.2016

Ihre Spielstätten sind nicht die hippen Venues und renommierten Konzerthäuser, vielmehr tummeln sie sich in Bingohallen, auf Betriebsfeiern und auf Kaffeefahrten. Alleinunterhalter sind die wohl unglamourösesten Vertreter der Musikerzunft. Unterstützt von Keyboardgeklimper und vorprogrammierten Rumbabeats schmettern sie ihr Parlando in knisternde Mikrofone. Ihre Klänge sind sentimental und liefern niederste Unterhaltung und simple Hintergrundbeschallung: Sie sind der fleischgewordene Alptraum eines jeden ernsthaften Musikliebhabers.

Der Australier Alex Cameron nimmt sich auf seinem Debüt "Jumping The Shark", welches bereits 2014 umsonst auf seiner Homepage verfügbar war und nun über Secretly Canadian eine offizielle Veröffentlichung bekommt, dieser verlachten Musikrichtung an, poliert und steigert sie ins Absurde, und zeigt, dass selbst aus dem Schrecklichen Schönes entstehen kann. Dabei bedient er sich vor allem synthielastigen Klängen. Das mag anfangs befremdlich wirken, allerdings sind gerade aufgrund der elektronischen Natur Parallelen zum wirklichen Spielhallengeklimper naheliegend.

So verwurstet er auf "Real Bad Lookin'" Kirmesrumtata mit Fuzzgitarren, besingt auf "The Comeback" die Höhen und (vor allem) Tiefen des Showbusiness oder macht auf "Take Care Of Business" diesen einfachen Satz zu einem existentialistischen Mantra. "Jumping The Shark" ist teils Konzeptkunst, teils Klamauk und dabei stets berührend und völlig einzigartig. Auch live verlässt er seine Rolle nie, zeigt CDs, die nicht mal nach dem Konzert verkauft werden, fordert zum Mitklatschen auf, oder feuert seine Mitmusiker an, ein weiteres Saxofonsolo zu schmettern. Natürlich ist das alles nur eine Kunstfigur, deren Musik durch abgehalftertes Aussehen und eine völlig dysfunktionale und dilettantische Homepage ergänzt wird.

Trotzdem ist Alex Cameron mehr als nur ein müder Running Gag, dem bereits beim dritten Song die Luft ausgeht. Cameron nimmt seine Musik stets ernst und deshalb nimmt man ihm den ausgezählten Versager ab. Auch sind die einzelnen Lieder intelligent komponiert und würden selbst ohne künstlichen Unterbau funktionieren. Das einzig Enttäuschende an diesem wirklich tollen Album ist, dass es recht kurz ist. Was lernen wir von "Jumping The Shark"? Öfter mal in die Bingohalle gehen. Ist schön, ehrlich!

Yves Weber

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"The Comeback" im Stream
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